Die Rente wird erhöht – ein Grund zur Freude?
Die Rentenerhöhung zum 1. Juli 2022 ist so hoch wie seit Jahrzehnten nicht. Das gleiche gilt allerdings auch für die Inflation. Real können sich Rentner immer weniger leisten. Warum ist das so und was können Sie tun?

Tim Hildenbrand
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Nach der letztjährigen Nullrunde steigt die gesetzliche Rente im Westen um 5,35 Prozent und im Osten um 6,12 Prozent. Wer brutto 1.500 Euro Rente erhielt, bekommt nun im Westen rund 80 Euro und im Osten gut 90 Euro mehr, abzüglich der Beiträge zur Kranken- und Pflegeversicherung.
Renten: Kein Gleichschritt mit der Inflation
Starke Rentenerhöhungen sind erfreuliche Nachrichten. Doch angesichts der jüngsten Inflationsraten wird vielen Rentnern schnell klar, dass sie gemessen an der Kaufkraft trotzdem weniger in der Tasche haben. Ein Blick auf die letzten zwei Jahrzehnte zeigt, dass – mit Ausnahme der letzten Jahre – die Rentenerhöhung (blaue Linie) oft niedriger war als die Inflation (rote Linie).
Der Grund: Die Bundesregierung kann die Renten nicht einfach erhöhen, um die inflationsbedingten Verluste auszugleichen. Die Berechnung basiert auf drei Faktoren, die im Bundessozialgesetzbuch festgelegt sind: Die Entwicklung der Bruttolöhne und -gehälter aller Arbeitnehmer, Änderungen am Beitragssatz zur allgemeinen Rentenversicherung sowie dem Nachhaltigkeitsfaktor. Was bedeutet das?
In den letzten zwei Jahren ist das Durchschnittsentgelt von 39.167 Euro (2020) auf 41.541 Euro (2021) gestiegen. Um genau dieses Plus von 5,8 Prozent würde die Rente 2022 steigen. Der Beitragssatz zur Rente blieb unverändert. Dazu kommt der Nachhaltigkeitsfaktor, der ausdrückt, wie sich das Verhältnis zwischen der Anzahl der Rentenempfänger und der Beitragszahler entwickelt.
Der Nachhaltigkeitsfaktor sollte eigentlich bis 2025 nicht berücksichtigt werden. Doch er wurde 2022 vorzeitig wieder eingesetzt, gleichzeitig in der Berechnungsweise angepasst und mit der ausgebliebenen Rentenanpassung von 2021 verrechnet. Immerhin, Rentenkürzungen sind dank der „Rentengarantie“ gesetzlich verboten!
Private Altersvorsorge ist unerlässlich
Sie sehen: Rentenanpassungen haben jede Menge mit volkswirtschaftlicher Entwicklung und Bevölkerungsstatistiken zu tun – aber nur wenig mit Ihrer persönlichen, finanziellen Situation. Verlassen Sie sich lieber nicht auf Umstände, auf die Sie keinerlei Einfluss haben. Die Lücke zwischen Ihren Einkünften und Ihren Ausgaben müssen Sie selbst schließen. Heute gilt mehr denn je: Wenn Sie im Ruhestand Ihren gewünschten Lebensstandard weiterführen möchten, müssen Sie es selbst in die Hand nehmen, sich dies mit zusätzlichen Einkünften zu ermöglichen.
Vorsorgesparer sollten spätestens mit 50 herausfinden, wie groß ihre Rentenlücke im Ruhestand ist, und das notwendige Kapital dafür ansparen. Bei der Planung hilft der kostenfreie Ruhestands-Check des VZ und die Vinz-App. Rentner sind gut bedient mit einem langfristig angelegten, individuellen Einkommenskonzept, zum Beispiel der Etappenstrategie.