Geldanlagen

USA: Optimismus auf Zinssenkungen schwindet

In den USA steigt die Inflation im Gegensatz zur Eurozone. Grund ist, dass in den USA eine andere Berechnungsbasis als in der Eurozone genutzt wird. Dies hat zur Folge, dass statt Senkungen weitere Zinserhöhungen gefordert werden. Doch stimmen die offiziellen Zahlen wirklich? 

Michael Ausfelder
Marktstratege
Publiziert am
17. April 2024

Die Notenbanken bleiben das dominante Thema an den Finanzmärkten – vor allem die Zinsentscheide der US-Notenbank und der Europäischen Zentralbank (EZB): Die EZB hat vergangene Woche wenig überraschend die Zinsen unverändert gelassen. 

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Notenbankchefin Christine Lagarde signalisierte jedoch, dass angesichts der Inflationsentwicklung baldige Zinssenkungen gerechtfertigt seien. Währenddessen ist in den USA der Optimismus auf eine ähnliche Zinsentwicklung gesunken. Ursprünglich hatte der Markt vier bis sechs Zinssenkungen in den USA erwartet, nun sind es nur noch ein bis zwei.

Der Grund dafür ist, dass die Inflation weniger schnell als erwartet gesunken ist. Die jüngsten Daten zeigen, dass die Teuerung zuletzt wieder angezogen hat, und zwar von 3,2 auf 3,5 Prozent. Dies hat sogar Stimmen auf den Plan gerufen, die statt Senkungen weitere Zinserhöhungen fordern.

Allerdings wird hier ausgeblendet, dass die Inflationsentwicklung in den USA auf einer anderen Berechnungsbasis erfolgt als etwa in der Eurozone. Diese eigene Methode hat zur Folge, dass die Inflation in den USA durch die unterstellten Wohnkosten künstlich hochgehalten wird. 

In den USA sind zwei Drittel aller Haushalte Wohneigentümer. Zur Messung ihrer Wohnkosten unterstellt die US-Statistikbehörde eine fiktive Preisentwicklung: Sie schätzt, wie viel Eigentümer bezahlen müssten, wenn sie ein gleichwertiges Objekt am Markt neu mieten würden. Solche modellbasierten Schätzungen fließen bei der EU-Methode dagegen nicht ein. In den USA sind die so kalkulierten Wohnkosten ein zentraler Teuerungstreiber. So hat sich zum Beispiel der Preisauftrieb bei den Wohnkosten abgeschwächt. Dennoch liegen die Wohnkosten 5,7 Prozent über dem Vorjahresniveau. Auch die Versicherungspolicen für Motorfahrzeuge haben sich stark verteuert, obwohl die Automobilpreise seit der Pandemie deutlich gesunken sind. 

Berechnet man die Inflation in den USA mit der gleichen Methode wie in der Eurozone, dann zeigt sich ein sehr ähnliches Bild (siehe Grafik). Daraus lässt sich ableiten, dass die Inflationsrisiken in den USA und der Eurozone gar nicht so unterschiedlich sind, auch wenn die offiziellen Zahlen ein anderes Bild zeigen.

Dennoch kann man aufgrund der aktuellen Daten davon ausgehen, dass die EZB die Zinsen im Juni, spätestens aber im Juli senken wird. In den USA hingegen sind Zinssenkungen vorerst vom Tisch.

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