US-Zölle: Europas Wirtschaft im Spannungsfeld
Wie stark belastet die US-Zollpolitik die Stimmung in Europa? Während die Industrieproduktion zulegt, trübt sich die Stimmung bei den Dienstleistern und Konsumenten leicht ein. Welche Faktoren spielen hier eine Rolle und wie blicken Unternehmen und Privathaushalte in die Zukunft?

Vor knapp einem Monat hat US-Präsident Donald Trump mit den reziproken Zöllen und dem darauffolgenden Hochschaukeln mit China die Wirtschaftswelt erschüttert. In der Zwischenzeit hat sich die Situation beruhigt, es zeichnet sich ab, dass die USA mit den meisten Wirtschaftsräumen eine einvernehmliche Lösung anstreben.
Wie sehr haben sich diese Ereignisse bereits bei den Konsumenten und bei den Unternehmen niedergeschlagen? In der Eurozone wurden mit den Einkaufsmanagerindizes (PMI) und dem Konsumklima in den letzten Tagen zwei Umfragen veröffentlicht, die erste Rückschlüsse zulassen.
Die neuste PMI-Umfrage in der Eurozone zeigt ein überraschend robustes Bild. Bei der Industrie-Umfrage kletterte der PMI im April auf 48,7 Punkte – und damit auf ein 27-Monatshoch (siehe Grafik unten). Dieses Niveau signalisiert zwar lediglich eine Stagnation. Erfreulich ist jedoch, dass die befragten Industriebetriebe ihre Produktion im April ausweiten konnten. Angesichts der geopolitischen Turbulenzen hatten viele Beobachter stattdessen eine Stimmungseintrübung erwartet. Diese blieb jedoch, trotz der Einführung eines Basiszolls von zehn Prozent und von 25 Prozent für Automobile durch die USA, aus.
Der Umfrage zufolge konnten die Industriebetriebe der Währungsunion ihre Profitabilität dank niedrigerer Kosten und Energiepreise deutlich verbessern. Viele Unternehmen erhoffen sich neue Impulse durch die geplante massive Erhöhung der Infrastruktur- und Verteidigungsausgaben.
Etwas enttäuschend war, dass sich die Stimmung bei Europas Dienstleistern im April eingetrübt hat. Hier könnte die verringerte Planbarkeit eine Rolle gespielt haben. Womöglich haben auch die Haushalte etwas zurückhaltender agiert, denn der Konsumklima-Index der Europäischen Kommission ist im April von -14,5 auf -16,7 Punkte gefallen. Dieser Rücksetzer ist nicht allzu stark – nach dem Ausbruch der Pandemie und des Ukraine-Kriegs verschlechterte sich die Stimmung weitaus stärker. Aber die privaten Haushalte blicken etwas weniger zuversichtlich in die Zukunft.
In Deutschland, der wichtigsten Volkswirtschaft der Eurozone, hat sich die Verbraucherstimmung indessen verbessert. Das GfK Konsumklima hellte sich im April auf. Die Umfragedaten deuten darauf hin, dass der Abschluss der Koalitionsverhandlungen und die Aussicht auf eine baldige voll handlungsfähige Regierung die negativen Effekte der US-Handelspolitik kompensiert hat.
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Lockerung bei US-Autozöllen
US-Präsident Donald Trump hat am Dienstag Verordnungen unterzeichnet, um die Zölle auf Autos und Autoteile teilweise zu lockern.
Damit reagiert die Regierung auf Sorgen der Branche, dass die 25-Prozent-Zölle zu höheren Preisen, geringeren Verkäufen und Nachteilen für die heimische Produktion führen könnten. Trump sagte, es handle sich lediglich um eine "kleine Hilfestellung" während einer "kurzen Übergangsphase". Die Erleichterungen hielten sich aber in Grenzen.
Schwache Konjunkturdaten aus Asien
Japans Industrieproduktion sank im März um 1,1 Prozent im Monatsvergleich. Zudem fiel Chinas Einkaufsmanagerindex (PMI) im April auf 49,0 (März: 50,5) und signalisiert damit eine Verringerung der Produktion – die erste seit Dezember 2023. Die Wirtschaftsschwäche löste Forderungen nach Stimulusmaßnahmen aus, da die Auswirkungen der hohen US-Zölle zunehmend spürbar werden.
US-Konsumklima im Tief
Im April ist die Laune der US-Konsumenten deutlich abgesackt. Der entsprechende Barometer fiel um 7,9 Punkte auf 86 Zähler und damit auf den niedrigsten Stand seit dreizehn Jahren. Ökonomen hatten mit einem geringeren Rückgang gerechnet. Zugleich ist auch das Barometer, das das Konsumentenvertrauen misst, zum fünften Mal in Folge zurückgegangen.
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