Früher in Rente gehen: Was Sie wissen sollten
Früher in Rente gehen, das wünschen sich viele – doch wie schafft man das? Wer früher in Rente geht, muss häufig mit Abschlägen rechnen und braucht Vermögen, um die Rentenlücken zu schließen.

In welchem Alter kann ich früher in Rente gehen?
Die Möglichkeit, früher in Rente zu gehen, hängt bei der gesetzlichen Rente im Wesentlichen von zwei Faktoren ab: welche Regelaltersgrenze gilt und wie viele Jahre man in die Rentenversicherung eingezahlt hat.
Die Regelaltersgrenze ist das Alter, in dem man regulär in den Ruhestand gehen kann, ohne Abschläge bei der gesetzlichen Rente hinnehmen zu müssen. 1958 Geborene zum Beispiel erhalten die Regelaltersrente mit 66 Jahren. Für die Jahrgänge 1959 bis 1964 steigt die Regelaltersgrenze um zwei Monate pro Jahr bis auf 67.
Wer die Rente vor seiner Regelaltersgrenze bezieht, dem wird die Rente gekürzt. Wer 45 Jahre in die Deutsche Rentenversicherung eingezahlt hat, kann früher in Rente gehen, ohne dass die Rente gekürzt wird.
Früher in Rente bei Betriebs- und Privatrenten
Bei der Betriebsrente gilt die gleiche Regelaltersgrenze wie bei der gesetzlichen Rente. Rahmenverträge und individuelle Pensionszusagen bieten meist die Möglichkeit, den Rentenbeginn vorzuverlegen. Die Auszahlung ist in der Regel ab 62 möglich, bei älteren Verträgen, die vor 2012 abgeschlossen wurden, schon ab 60. Berufsständische Versorgungswerke sowie weitere Altersvorsorgeformen wie private Rentenversicherungen und Riester-Renten erlauben meist den Rentenbeginn mit 62. Manche bieten älteren Versicherten eine Frührente ab 60. Der Rentenbeginn wird bei Vertragsabschluss festgelegt.
Wer noch früher aus dem Erwerbsleben aussteigen möchte, kann dies tun, indem er die wegfallenden Einkünfte temporär aus dem eigenen Vermögen deckt. Wer zum Beispiel mit 60 aufhört, verzehrt zwei Jahre lang das dafür eingeplante Kapital, bevor die ersten Frührenten starten. Alternativ kommen Einkünfte wie Mieten oder Kapitalerträge zum Zuge.
Lese-Tipp: Mehr erfahren Sie im Fachartikel "Wann kann ich in Frührente gehen?"
Früher in Rente gehen ohne Abschläge – geht das?
Eine Frührente ohne Abschläge bekommen nur wenige. Um als "besonders langjährig Versicherter" zu gelten, muss man 45 Jahre lang in die gesetzliche Rentenversicherung eingezahlt haben. Der Geburtenjahrgang 1953 konnte damit mit 63 in Rente gehen, ohne dass die Rente gekürzt wurde. Für die Geburtenjahrgänge bis 1964 steigt der Rentenbeginn schrittweise bis auf 65.
Alle anderen Renten sehen eine abschlagsfreie Frührente nicht vor. Das gilt auch für "langjährig Versicherte", die 35 Jahre lang in die Rentenversicherung eingezahlt haben. Sie können erst nach Erreichen ihrer Regelaltersgrenze (siehe oben) abschlagsfrei in Rente gehen.
Um Abschläge bei der gesetzlichen Rente zu vermeiden, können Erwerbstätige mit freiwilligen Einzahlungen Rentenpunkte kaufen.
Wie hoch ist der Abschlag, wenn ich früher in Rente gehe – und wie kann ich ihn ausgleichen?
Wer die gesetzliche Rente vor seiner Regelaltersgrenze bezieht, dem wird die Rente gekürzt. Die Rentenkürzung beträgt 0,3 Prozent pro vorbezogenem Monat. Bei einem Rentenbeginn zwei Jahre vor der Regelaltersgrenze wird die Rente um 7,2 Prozent gekürzt (24 Monate x 0,3 Prozent). Der maximale Rentenabschlag ist 14,4 Prozent, denn der Rentenbeginn ist höchstens vier Jahre vor der Regelaltersgrenze möglich.
3 Jahre früher in Rente kostet 10,8 Prozent der Rente
Ein Beispiel: Ein Mann erwartet eine reguläre Rente von 1.500 Euro pro Monat (vor Steuern). Bezieht er die Rente drei Jahre vorher, wird sie um 10,8 Prozent gekürzt, das ergibt 182 Euro. Statt 1.500 Euro erhält er lebenslang nur 1.318 Euro pro Monat.
Bei Betriebsrenten und Renten von berufsständischen Versorgungswerken ist es vergleichbar: Bezieht man die Rente vor, wird sie lebenslang – je nach Anbieter – um 0,3 bis 0,6 Prozent gekürzt. Auch Privat-, Riester- und Rürup-Renten fallen bei früherem Rentenbeginn geringer aus, weil wegen der kürzeren Laufzeit weniger Beiträge geleistet wurden und ggf. Zulagen und Steuervorteile niedriger ausfallen.
Früher in Rente gehen – ohne früheren Rentenbeginn
Tipp: Prüfen Sie, ob es sich lohnt, die Rente nicht vorzubeziehen. Das kann attraktiv sein, wenn Sie noch nicht auf die Rente angewiesen sind, denn sonst müssen Sie die Rentenlücke aus eigenem Vermögen schließen. Beginnen die Rentenzahlungen erst zur regulären Regelaltersgrenze, wird die Rente nicht gekürzt. Allerdings verzichten Sie damit auf die Rentenzahlungen, die Sie bei einem Vorbezug bekommen. Lassen Sie sich unabhängig beraten, mit welchem Vorgehen Sie besser fahren.
Haben Sie ausreichend fürs Alter vorgesorgt?
Früher in Rente: So gleichen Sie die Rentenlücken aus
Früher in Rente zu gehen ist teuer. Unterm Strich summieren sich Gehaltsausfälle und geringere Rentenleistungen binnen 25 oder 30 Jahren zu einem gewaltigen Mindereinkommen – eine halbe Million Euro ist keine Seltenheit. Diese Lücke müssen Frührentner aus Eigenmitteln ausgleichen, wenn sie im Alter den gewohnten Lebensstandard halten möchten. Drei Musterfälle zeigen, wie 30-, 40- und 50-Jährige gut ausgestattet mit 63 in den vorgezogenen Ruhestand gehen. Die Beispiele in der Tabelle zeigen, wie viel gespart werden muss, um bis 63 ein Vermögen von 500.000 Euro anzusparen.
30-jähriger Einsteiger
Ein junger Mann hat zum Diplom 50.000 Euro von seiner Patentante geschenkt bekommen. Dank der langen Ansparphase von 33 Jahren kann er in ein offensives ETF-Portfolio investieren. Das macht seine monatlichen Sparraten überschaubar. Bei einer Renditeannahme von 4 Prozent pro Jahr genügen ihm 392 Euro pro Monat, bei 6 Prozent wären es sogar nur 132 Euro.


Möchten Sie wissen, wann Sie abschlagsfrei in Rente gehen können?
40-jährige Managerin
Die Teamleiterin hat die ersten 15 Berufsjahre hinter sich. Ihre Ersparnisse von 100.000 Euro sind zwar ansehnlich, aber ihr fehlen noch 80 Prozent vom Zielbetrag. Ihr Gehalt erlaubt es, 600 Euro pro Monat zu sparen. Bei 4 Prozent Rendite wären es 567 Euro, bei 6 Prozent 204 Euro.
50-jähriger Leiter
Der Best Ager biegt auf die Zielgerade zur Frührente ein. Er kann zwar nur noch 13 Jahre sparen, hat aber eine gute Ausgangslage: Sein Gehalt ist spitze, das Eigenheim ist abgezahlt und er verfügt über eine Erbschaft von 200.000 Euro. Eine Sparrate von 1.358 Euro pro Monat – bei 2 Prozent Rendite – ist ihm zu hoch, die offensive Anlage zu 6 Prozent zu riskant. Er entscheidet sich für das Mischportfolio, die Sparrate von 821 Euro ist machbar.
Früher in Rente gehen: Was kostet das unterm Strich?
Das Beispiel in der ersten Tabelle zeigt, mit welchen Kosten man rechnen muss, wenn man ein, zwei oder vier Jahre vor der Regelaltersgrenze in den Ruhestand geht. Hört ein Mann mit 65 statt mit 67 auf, muss er unter dem Strich mit Kosten von mehr als 115.000 Euro rechnen (siehe Tabelle, mittlere Spalte). Es fallen zwei Jahresgehälter weg, dafür bezieht er zwei Jahre länger die vorgezogene Rente. Zusammen mit der Ersparnis von Steuern und Sozialabgaben kommt er auf ein Minus von 69.400 Euro. Dafür nimmt er die lebenslange Rentenkürzung in Kauf, die in diesem Fall einen Barwert von 45.700 Euro hat.
Zwei Jahre früher in Rente: Was kostet das?
In der zweiten Tabelle sehen Sie, wie viel liquide Mittel Sie benötigen, um zwei Jahre ohne Rente zu überbrücken. Die Beträge hängen vor allem davon ab, welchen monatlichen Einnahmeausfall Sie kompensieren müssen und zu welcher Rendite Sie Ihr Alterskapital anlegen. Benötigen Sie zum Beispiel zwei Jahre lang 2.000 Euro pro Monat, brauchen Sie 46.600 Euro, wenn dieses Kapital mit einer Rendite 3 Prozent pro Jahr anlegen. Bei einer Verzinsung von 5 Prozent pro Jahr sind es 45.600 Euro. Bei einer Entnahme von 5.000 Euro pro Monat beträgt Ihr Kapitalbedarf bei einer Rendite von 3 Prozent pro Jahr 116.400 Euro, bei einer Rendite von 7 Prozent pro Jahr hingegen nur 111.700 Euro. Rechnen Sie mit 7.000 Euro pro Monat, brauchen Sie bei einer Rendite von 3 bis 7 Prozent zwischen 162.900 Euro und 162.900 Euro.
Wie bereite ich mich vor, um früher in Rente zu gehen?
Wenn Sie sich frühzeitig auf Ihren vorzeitigen Ruhestand vorbereiten, verbessern Sie Ihr Einkommen im Ruhestand und können eine Menge Steuern sparen.
Spätestens mit 50 sollten Sie herausfinden, wie viel Vermögen Sie bis zum Zeitpunkt Ihres geplanten vorzeitigen Renteneintritts benötigen. Lassen Sie die voraussichtlichen Renten berechnen, die Sie bei einem vorzeitigen Ruhestand erwarten können. Berechnen Sie, wie viel Geld Ihnen im Alter fehlt (siehe voriges Kapitel). Beginnen Sie umgehend, dieses Kapital anzusparen. Nutzen Sie dabei staatlich geförderte Vorsorgeformen wie das steuerbegünstigte Sparen mit ETFs.
Definieren Sie den genauen Zeitpunkt, an dem Sie in den Ruhestand eintreten möchten. Bei einem vorzeitigen Ruhestand sollten Sie als erstes abklären, ab welchem Alter dieser finanziell machbar ist. Die meisten unterschätzen die Kosten eines vorzeitigen Ruhestands.
Nutzen Sie unsere übersichtliche Checkliste: Sie zeigt Ihnen, wann Sie welche Aufgabe angehen müssen. So vergessen Sie nichts Wesentliches und verpassen keine wichtigen Fristen.
Weitere Informationen
Sie möchten wissen, wie Sie früher aufhören können? Nutzen Sie den kostenfreien Altersvorsorge-Check des VZ. Sie erfahren, wie hoch Ihre voraussichtliche Rentenlücke sein wird, wie viel Kapital Sie benötigen, um diese Lücke zu schließen, und mit welchen Maßnahmen Sie dieses Vermögen am besten aufbauen. Informieren Sie sich im kostenfreien Merkblatt "Früher in Rente" oder in den kostenfreien Vorträgen und Webinaren.
Haben Sie Fragen? Schreiben Sie an kontakt [at] vzde.com oder sprechen Sie mit den erfahrenen Ruhestandsexpertinnen und -experten des VZ: Vereinbaren Sie ein kostenfreies erstes Gespräch im VZ in Ihrer Nähe.
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