Geldanlagen

Ewige Rente: Vom Vermögen leben, ohne es zu verbrauchen

Die ewige Rente ist tatsächlich eine Rente, die bis in alle Ewigkeit gezahlt wird. Bei dem Begriff geht es eher um Erträge aus Geldanlagen als um die Rente, also die Einkünfte im Ruhestand. Doch auch Rentner können sich das Konzept der ewigen Rente zunutze machen: Für ihre Zusatzrente entnehmen sie lediglich die Zinsen und lassen ihr Vermögen unberührt. Es bleibt vollständig erhalten, damit sie es an Ihre Kinder weitergeben können.

Christian Hindinger
Finanzexperte
Publiziert am
11. April 2024

Die ewige Rente ist ein Fachbegriff aus der Finanzwissenschaft. Er bezeichnet fortlaufende, immer gleichbleibende regelmäßige Zahlungen, die die Höhe des ursprünglich dafür eingesetzten Vermögens aber nicht verändern. 

Merkblatt

So sichern Sie Ihr Einkommen im Ruhestand

Das Merkblatt stellt Einkommensstrategien vor, um im Ruhestand die Rentenlücke zu schließen.

Ewige Rente: Was ist das?

Die Zahlungen an die Anleger bestehen nur aus den Zinsen auf das Vermögen. Da das Kapital erhalten bleibt, können die Kapitalerträge "ewig" erzielt werden und die Rentenzahlungen bis in alle Ewigkeit laufen. Daher nennt man die ewige Rente auch Perpetuität.

In der Finanzmathematik wird der Begriff der ewigen Rente verwendet, um den Wert einer Geldanlage zu bestimmen, die eine unbegrenzte Reihe von regelmäßigen Zahlungen generiert. Bei diesen Geldanlagen geht es weniger darum, dass Anleger ihr eingesetztes Vermögen innerhalb eines bestimmten Zeitraums zurückerhalten oder ein bestimmtes Sparziel erreichen. Bei der ewigen Rente liegt der Fokus darauf, dauerhaft eine zuverlässige Einkommensquelle zu haben. Dabei findet kein Kapitalverzehr statt.

Die Bedeutung des Wortes Rente

Im normalen Sprachgebrauch wird das Wort "Rente" meist im Zusammenhang mit den Zahlungen im Ruhestand verwendet. Rente bedeutet "wiederkehrende Zahlungen". Das gilt für die Rente, die Rentnerinnen und Rentner von der Rentenversicherung bekommen. Aber auch für die Miete (auf Englisch: "rent"), die Besitzer von Mietwohnungen oder Geschäftsräumen erhalten.

Grundstücksbesitzer bekommen eine Pacht, auch "Bodenrente" genannt. Mit einer Sofortrentenversicherung oder einer Immobilienverrentung fließt eine Leibrente. Auf dem Rentenmarkt werden Anleihen gehandelt. Diese verzinslichen Wertpapiere werden auch Rentenpapiere genannt, da die Anleihen periodisch Zinskupons auszahlen.

Die meisten Renten haben eine festgelegte Laufzeit (zum Beispiel 10-jährige Bundesanleihen oder Zeitrenten) und ein klares Enddatum. Altersrenten enden mit dem Tod des Rentenempfängers. Es gibt aber auch Geldanlagen, bei denen die Erträge endlos weiterlaufen. Ewige Renten werden auf unbestimmte Zeit ausgezahlt, ohne dass ein Enddatum festgelegt ist. 

Manche Anleihen zahlen ewige Renten

Ein typisches Beispiel ist eine sogenannte "perpetuelle Anleihe": Der Herausgeber dieser unbefristeten Anleihe zahlt regelmäßig Zinsen zu einem festen Zinssatz an die Investoren, allerdings ohne das Anlagekapital jemals zurückzuerstatten. 

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Rendite-Vergleich: So holen Sie mehr aus Ihren Geldanlagen

Auch bei der Geldanlage gilt die altbekannte Kaufmannsregel: "Im Einkauf liegt der Gewinn".

Bei dieser Sonderform von Anleihen bleibt das Vermögen darum ewig erhalten und wirft für die Anleger Erträge ab. Die wohl älteste bekannte perpetuelle Anleihe, die bis heute jährliche Zinskupons ausschüttet, wurde 1648 von einer holländischen Wasserbehörde aufgelegt, um Verbesserungen am örtlichen Deichsystem zu finanzieren.

Die eigene ewige Rente

Viele Ruheständler wünschen sich eine Zusatzrente, die bis zu ihrem Lebensende fließt. Eine solche ewige Rente können sich Privatpersonen selbst konstruieren. Dabei wird das Vermögen angelegt, aber – bei vollem Kapitalerhalt – nur die Erträge entnommen. Auf diese Weise können sich Rentner lebenslang einen bestimmten Betrag pro Monat auszahlen. Dabei wird ihr Vermögen nicht weniger, sondern bleibt erhalten. Nach dem Tod geht das Vermögen auf die Erben über und die Erträge fließen an diese weiter.

Der Begriff der ewigen Rente wird auch im Zusammenhang mit Unternehmensbewertungen verwendet. Um diese geht es in diesem Artikel jedoch nicht.

Ewige Rente selbst gemacht: Vermögen anlegen und von den Zinsen leben

Sie legen Ihr Vermögen an und halten sich an einen ganz einfachen Entnahmeplan: Sie entnehmen ausschließlich die Kapitalerträge und tasten das Vermögen nicht an. Ihre Entnahmen hängen vom Kapitalstock und von der Rendite ab.

Beispiele zeigen, wieviel das Vermögen abwirft, wenn es erhalten bleiben soll: 

Lesebeispiel: Sie haben 500.000 Euro angelegt zu 5 Prozent. Damit das Anlagekapital vollständig erhalten bleibt, können Sie 25.000 Euro pro Jahr entnehmen. Das ergibt pro Monat eine Zusatzrente von 2.083 Euro.

Etwas näher an der Realität ist die folgende Rechnung: Die Zinsen werden monatlich gutgeschrieben und Sie entnehmen am Anfang jedes Monats den immer gleichen Betrag. 

Vorsorgesparer müssen umgekehrt rechnen: Sie ermitteln Ihre voraussichtliche Rentenlücke und rechnen dann aus, wie viel Vermögen Sie benötigen, um diese zu decken – beim der "ewigen Rente" unter der Voraussetzung des vollständigen Kapitalerhalts. 

Lesebeispiel: Angenommen, Sie benötigen im Ruhestand 3.000 Euro pro Monat, um Ihre Rentenlücke zu schließen. Bei einer Anlagenrendite von 3 Prozent müssen Sie einen Kapitalstock von 1.219.500 Euro aufbauen. Legen Sie Ihr Vermögen zu 6 Prozent pro Jahr an, ist der notwendige Kapitalstock mit 619.500 Euro wesentlich kleiner.

Tipp: Ob Ruheständler oder Vorsorgesparer – lassen Sie sich fachlich beraten, wie Sie Ihre Wunschrente bei vollständigem Kapitalerhalt am besten realisieren können.

Wenn Sie Vermögen für Ihre "ewige Rente" ansparen wollen, nutzen Sie den kostenfreien Altersvorsorge-Check beim VZ

Steuern nicht vergessen

Kapitalerträge wie Zinsen, Dividenden und Gewinne aus Wertpapier- und Fondsverkäufen sind steuerpflichtig. Die Bank zieht automatisch die Abgeltungssteuer (Kapitalertragsteuer) ab. 

Die Kapitalertragsteuer beträgt pauschal 25 Prozent. Auf die Kapitalertragssteuer werden 5,5 Prozent Solidaritätszuschlag erhoben (insgesamt 26,375 Prozent) und ggf. noch Kirchensteuer (je nach Bundesland 8 bis 9 Prozent). 

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Steuern zahlen als Rentner: Das Wichtigste im Überblick

Lesen Sie, mit wie viel Steuern und Abgaben Sie im Ruhestand rechnen müssen und wie Sie diese senken können. 

Steuerfrei sind Kapitalerträge bis zum Sparer-Pauschbetrag von 1.000 Euro pro Jahr. Bei Verheirateten oder eingetragenen Lebenspartner beträgt dieser Freibetrag 2.000 Euro. Um diese Freibeträge zu nutzen, muss bei der Bank ein Freistellungsauftrag eingereicht werden. Darüberliegende Kapitalerträge werden versteuert.

Ist der persönliche Steuersatz niedriger als 25 Prozent, kann man sich im Rahmen der Steuererklärung die zu viel bezahlten Steuern zurückerstatten lassen. Das ist häufig der Fall im Ruhestand, wenn das Gesamteinkommen niedriger ist als im Erwerbsleben. Die Günstigerprüfung wird vom Finanzamt vorgenommen, wenn in der Steuererklärung in der Anlage KAP die Günstigerprüfung beantragt wurde.

Inflation berücksichtigen

Bei der "ewigen Rente" bleiben Vermögen und Entnahmen nominell immer gleich. Wegen der Inflation nimmt die Kaufkraft jedoch im Laufe der Jahre immer weiter ab. Daher muss die Berechnung um eine Dynamikkomponente erweitert werden.

Um die Rentenlücke real auszugleichen, müssen die Entnahmen nominell Jahr für Jahr steigen, um die Inflation auszugleichen. Und um das Vermögen real im Wert zu erhalten, muss auch dieses entsprechend wachsen, um die Inflation auszugleichen.

Lese-Tipp: Im kostenfreien Merkblatt "Inflation: So schützen Sie Ihr Vermögen" erhalten Sie Tipps, worauf Sparer und Anleger achten sollten und wie sie mit ihrem Kapital eine Rendite erwirtschaften, die höher ist als die Inflation.

Ewige Rente mit der Etappenstrategie

Eine gute Möglichkeit, sich selbst eine "ewige Rente" zu organisieren, ist die Etappenstrategie. Diese lässt sich individuell einrichten, unter anderem im Hinblick auf den langfristigen Kapitalerhalt. Sie können sie demnach so ausrichten, dass das Vermögen ewig reicht.

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Etappenstrategie – so sichern Sie Ihr Einkommen im Ruhestand

Lesen Sie, wie Sie mit der Etappenstrategie im Ruhestand dauerhaft Zusatzeinkünfte erhalten.

Die Etappenstrategie unterteilt die zukünftigen Einkommensphasen in Etappen von zehn Jahren. Für die erste Etappe wird der Einkommensbedarf festgelegt. Das Vermögen wird aufgeteilt in einen Verbrauchs- und einen Wachstumsteil. Aus dem Verbrauchsteil werden während der Zehn-Jahres-Etappe die benötigten Erträge entnommen. 

Währenddessen wird das Vermögen im Wachstumsteil offensiv angelegt, damit der Verbrauchsteil wieder kompensiert wird. Für die zweite Etappe wird der Vorgang wiederholt. Die Etappenstrategie kann man so gestalten, dass das Vermögen ewig reicht. 

Entscheidend für Planung und Umsetzung der Etappenstrategie ist die Ermittlung des Kapitalstocks. Hat der Verbrauchsteil ein Prozent Rendite (nach Kosten und Steuern) und der Wachstumsteil fünf Prozent, ergibt dies ein Kapitalisierungsfaktor von 25. Der Kapitalisierungsfaktor kombiniert die Kapitalisierungssätze und Renditen des Verbrauchs- und des Wachstumsteils. Für ein Zusatzeinkommen von 40.000 Euro pro Jahr benötigen Sie also das 25-Fache (eine Million Euro).

383.000 Euro investieren Sie in den Verbrauchsteil. Daraus entnehmen Sie zehn Jahre lang Ihr Einkommen von 40.000 Euro pro Jahr, das aus Substanzverbrauch und Zinserträgen stammt (Inflation nicht berücksichtigt). Die übrigen 617.000 Euro investieren Sie in den Wachstumsteil. Der erwirtschaftet den notwendigen Ertrag, damit Sie nach zehn Jahren wieder Ihren ursprünglichen Kapitalstock von eine Million Euro zur Verfügung haben.

Weitere Informationen

Ewige Renten sind für viele ein interessanter Baustein für ein sorgenfreies Leben im Ruhestand. Die erfahrenen Expertinnen und Experten des VZ unterstützen Sie dabei, das Vermögen für Ihren Ruhestand aufzubauen. Ihre Beratung umfasst die Ruhestandsplanung, die Definition der Anlagestrategie und die Wahl der passenden Geldanlagen, zum Beispiel das "Sparen mit ETFs" oder bei der steuerbegünstigten Altersvorsorge die "Basisrente mit ETFs". Auf Wunsch ist das VZ als Vermögensverwalter tätig. Im Ruhestand helfen die Experten Ihnen, die optimale Einkommensstrategie zu definieren (zum Beispiel die Etappenstrategie) und so die benötigte Zusatzrente zu organisieren. Mit dem Ziel, dass Sie bis zum Lebensende von Ihrem Vermögen gut leben können.

Tipp: Im Vortrag "In Rente gehen und Lebensstandard halten?" erfahren Sie, wie Sie Ihr Vermögen nutzen, um den Lebensstandard im Ruhestand zu sichern (Termine und Anmeldung). Oder nehmen Sie bequem von zu Hause aus am Webinar teil (hier anmelden).

Haben Sie Fragen? Schreiben Sie an kontakt [at] vzde.com oder sprechen Sie mit den Expertinnen und Experten des VZ VermögensZentrums: Vereinbaren Sie ein kostenfreies, unverbindliches Gespräch im VZ in Ihrer Nähe.

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