Geldanlagen

Was die Leitzinssenkung der EZB für Anleger bedeutet

Im Vorfeld der Leitzinssenkung am 6. Juni hat der Risikoappetit an den Börsen im Mai wieder zugenommen. Auch nachlassende geopolitische Risiken und der Boom der künstlichen Intelligenz haben den Aufschwung getragen. Eine Einschätzung von VZ-Chefökonom Christoph Sax.

Dr. Christoph Sax
Chefökonom
Aktualisiert am
07. Juni 2024

An den Finanzmärkten hat sich die Stimmung im Mai deutlich aufgehellt. Geopolitische Risiken sind in den Hintergrund getreten. Der Ölpreis hat erneut etwas an Terrain eingebüßt. Sichere Häfen waren weniger gefragt. Zudem wurde die Leitzinssenkung der EZB, die am 6. Juni wie erwartet erfolgte, von den Anlegern vorweggenommen. 

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Auch in den USA haben die jüngsten Wirtschaftsdaten die Zuversicht gestärkt, dass die Inflation mittelfristig weiter sinken wird. Zinssensitive Anlagen konnten in der Folge auf breiter Front zulegen. Die Rendite zehnjähriger US-Treasuries verringerte sich von 4,68 Prozent auf 4,48 Prozent. Bundesanleihen notierten hingegen mit einer Rendite von 2,68 Prozent leicht höher.

Die Aktienmärkte erreichten teilweise neue Allzeithochs. In den USA überschritt der Dow-Jones-Index erstmals die Marke von 40.000 Punkten. Er konnte sich allerdings nicht nachhaltig darüber etablieren. Der S&P 500 knackte erstmals die Marke von 5.300 Punkten. Erfreulich war auch, dass der DAX nach einer zwischenzeitlichen Schwächephase Kursgewinne von mehr als drei Prozent für den Monat erzielen konnte. 

Die nächste industrielle Revolution

In den USA konnten Technologiewerte nach einer kleinen Schwächephase wieder stärker zulegen als der Gesamtmarkt. Zu verdanken ist dies unter anderem dem Chiphersteller Nvidia, der mit seinen Zahlen zum 1. Quartal 2024 die Erwartungen übertraf. Nvidia hat den Absatz mit Chips für Datenzentren gegenüber dem Vergleichsquartal des Vorjahres verfünffacht, der Gewinn hat sich sogar versiebenfacht. 

Diese Zahlen zeigen: Künstliche Intelligenz (KI) ist längst zum Milliardengeschäft geworden. Die großen Technologieunternehmen tragen maßgeblich dazu bei, allen voran Microsoft und Meta. Sie investieren kräftig in das Geschäft mit KI. Der CEO und Gründer von Nvidia, Jensen Huang, sieht die Wirtschaft mitten in der nächsten industriellen Revolution. Künstliche Intelligenz (KI) bringe fast jeder Branche signifikante Produktivitätsgewinne.

Wegweisende Notenbankentscheide

Der Juni steht nun im Zeichen der Notenbankentscheide. In der Eurozone hat die Europäische Zentralbank (EZB) den Leitzins am 6. Juni zum ersten Mal gesenkt. 

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Diese Zinssenkung war von den Marktteilnehmern erwartet worden. Sie hatte im Mai die Kurse zusätzlich beflügelt. EZB-Chefin Christine Lagarde hatte mehrmals angedeutet, dass das Inflationsziel von zwei Prozent in Reichweite sei. Ihr französischer Ratskollege François Villeroy de Galhau erachtet sogar zwei Leitzinssenkungen im Juni und im Juli als denkbar, sofern sich die Wirtschaftsdaten wunschgemäß entwickeln. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) dürfte nach dem jüngsten Anstieg der Teuerung mit einer weiteren Leitzinssenkung bis im Herbst warten.

Das größte Fragezeichen bleibt die US-Notenbank Fed: In den USA tendiert die Inflationsrate seit mehreren Monaten bei rund 3,5 Prozent seitwärts. Die Mitglieder des Offenmarktausschusses waren sich beim letzten Zinsentscheid von Anfang Mai deshalb einig, dass eine geldpolitische Lockerung noch nicht angezeigt ist. Es ist aber nach wie vor wahrscheinlich, dass die Fed ihren Leitzins in der zweiten Jahreshälfte zumindest einmal senken wird. Die Inflation hat auch in den USA stark an Breite verloren. Bei den meisten Waren- und Dienstleistungskategorien liegt sie wieder im Normalbereich. Der Lohndruck hat ebenfalls nachgelassen. 

Die Chancen stehen deshalb gut, dass die Zinsen auch im Dollar-Raum ihren Höhepunkt erreicht haben. Hinzu kommt, dass die US-Notenbank ihren Bilanzabbau bereits im Juni verringern wird. Sie wird damit einen größeren Teil der Rückzahlungen von auslaufenden US-Staatsanleihen wieder reinvestieren, was stimulierend wirkt. Die längerfristigen Dollar-Zinsen dürften dadurch tendenziell fallen. Sollte die Fed demnächst auch eine erste Leitzinssenkung in Aussicht stellen, würde dies den Ausblick für Dollar-Anleihen nochmals verbessern.

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