Geldanlagen

An der Börse ist der Optimismus zurück

Das absehbare Ende der Leitzinserhöhungen hat einen positiven Stimmungsumschwung an den Börsen ausgelöst. Aktien und Anleihen haben teilweise kräftige Kursgewinne erzielt. Der Zinsgipfel dürfte erreicht sein.

Dr. Christoph Sax
Chefökonom
Publiziert am
06. Dezember 2023

Im November konnten die Börsen die Kursverluste des Vormonats mehr als wettmachen. Der Rückgang des Ölpreises und die zunehmende Zuversicht, dass die Leitzinsen in den USA und in der Eurozone den Höhepunkt erreicht haben, führten zu einer starken Erholung der Aktienkurse. In Euro gerechnet haben US-Aktien seit Jahresbeginn fast 18 Prozent zugelegt. Bei europäischen Aktien betrug das Plus gut 16 Prozent (siehe Grafik unten). 

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Der Zinsgipfel ist erreicht

Der Rückgang der langfristigen Zinsen hat die Erholung der Aktienkurse begünstigt. Wegweisend war vor allem der kräftige Rücksetzer bei den langfristigen Dollarzinsen, die innerhalb eines Monats um 60 Basispunkte sanken. 

Im Oktober kursierten an den Märkten noch Prognosen, wonach sich die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen dauerhaft über fünf Prozent etablieren könnte. Mittlerweile ist sie jedoch auf 4,3 Prozent gesunken. Auch die Renditen am kurzen Ende der Dollar-Zinskurve haben nachgegeben. 

Die Marktteilnehmer hatten bis vor Kurzem noch mindestens eine weitere Leitzinserwartung der US-Notenbank erwartet. In der Zwischenzeit herrscht jedoch Konsens, dass die US-Notenbank (Fed) den Leitzins nicht weiter anheben wird. Auch in Deutschland sind die langfristigen Zinsen im November gesunken – allerdings weniger stark. Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen hat rund 35 Basispunkte nachgegeben und notiert bei 2,45 Prozent.

Teuerung auf dem Rückzug

Wichtig war für die Märkte, dass die Teuerung in den USA und in der Eurozone im Oktober weiter nachgelassen hat. Die Jahresteuerung der Verbraucherpreise notiert in den USA noch bei 3,2 Prozent, in der Währungsunion bei 2,9 Prozent. Fallende Energiepreise haben den jüngsten Rückgang begünstigt. Die Kerninflation, die schwankungsanfällige Komponenten ausschließt, liegt in beiden Währungsräumen zwar noch immer nahe vier Prozent, sie ist aber ebenfalls rückläufig. Die Notenbanken signalisieren deshalb zunehmend, dass die Geldpolitik straff genug ist, damit die Teuerung weiter nachlässt. 

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Wie schnell die Inflation weiter sinken wird, hängt von der Konjunktur ab. Die Eurozone wird voraussichtlich bis Mitte 2024 in einer Stagnation oder leichten Rezession verharren. In den USA entwickelt sich die Wirtschaft trotz der hohen Zinsen robuster, es gibt jedoch Anzeichen einer Abkühlung. Die amerikanischen Haushalte werden preisbewusster und der Arbeitsmarkt kühlt sich ab. Die höheren Kreditkosten entfalten zunehmend Wirkung. 

Es ist deshalb naheliegend, dass die USA im kommenden Jahr ebenfalls in eine milde Rezession abgleiten werden. Die Marktteilnehmer gehen davon aus, dass die Fed den Leitzins bereits im März 2023 erstmals senken wird. Bis in einem Jahr sind gegenwärtig drei Leitzinssenkungen der Fed zu je 0,25 Prozentpunkten in den Zinstermingeschäften eingepreist. 

Die Notenbanken warnen jedoch, dass der Kampf gegen die Inflation noch nicht gewonnen sei. Sowohl die Fed als auch die Europäische Zentralbank (EZB) haben bislang prognostiziert, dass die Inflation nicht vor 2025 unter zwei Prozent fallen wird. Beide Notenbanken werden im Dezember neue Prognosen veröffentlichen, die möglicherweise etwas optimistischer ausfallen.

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