Entspannung bei den Energiepreisen
Die Inflation in der Eurozone und Deutschland war im März deutlich rückläufig. Die Chancen steigen, dass Deutschland um eine Rezession herumkommt.

Michael Ausfelder
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In der Eurozone ist die Inflation weiter gesunken. Im März stiegen die Konsumentenpreise um 6,9 Prozent und damit weniger stark als von Analysten erwartet. Im Februar hatte die Teuerung noch bei 8,5 Prozent gelegen. In Deutschland verhielt es sich ähnlich, nur war der Rückgang von 8,7 auf 7,4 Prozent nicht ganz so stark.
Welche waren die Treiber dieses Rückgangs? An vorderster Front sind es die Preise für Erdölprodukte, die wieder günstiger geworden sind. Vor einem Jahr notierte der Ölpreis aufgrund des Kriegsbeginns in der Ukraine zwischenzeitlich bei 120 Dollar pro Fass. Aktuell liegt er rund 30 Prozent niedriger. Dies wird gemeinhin als Basiseffekt bezeichnet.
Bei den Preisen für Nahrungsmittel lässt sich dagegen noch keine Entwarnung geben: In der Eurozone sind sie im Vergleich zum März 2022 um 15,4 Prozent gestiegen, in Deutschland sogar um 22 Prozent – und damit noch stärker als im Vormonat. Nach Aussage der deutschen Verbraucherzentrale waren für den Anstieg der Lebensmittelpreise die schwierige internationale Lage, der Energiepreisanstieg, der Arbeitskräftemangel und versteckte Preiserhöhungen verantwortlich.
Da Russland und die Ukraine die größten Exporteure für Getreide und Düngemittel sind, dürfte es keine großen Erleichterungen geben so lange der Krieg andauert. Besser sieht es bei den Energiepreisen aus. Hier wird in den nächsten Monaten mit einem weiteren Rückgang gerechnet.
Die Kerninflation, welche die Preise für Lebensmittel und Energie herausrechnet, hielt sich hingegen hartnäckig auf hohem Niveau: In der Eurozone stieg sie im März im Vergleich zum Februar 2023 von 5,6 auf 5,7 Prozent. Hohe Lohnabschlüsse sind u. a. Treiber dieser Entwicklung.
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Deutschland wird wohl eine Rezession vermeiden können
Nach Einschätzung des Ifo-Instituts konnte die deutsche Volkswirtschaft im ersten Quartal mit 0,1 Prozent leicht wachsen. Der starke Einbruch der Energiepreise machte das möglich. Im vierten Quartal 2022 stand noch ein Minus von 0,4 Prozent zu Buche. Für das Gesamtjahr 2023 wird ein Wachstum von 0,3 Prozent prophezeit. Auftragseingänge der Industrie und Geschäftserwartungen der Unternehmenslenker erreichten das höchste Niveau seit dem Einmarsch Russlands in die Ukraine. 2024 könnte das deutsche Bruttoinlandsprodukt sogar wieder um 1,5 Prozent wachsen, so das Ifo-Institut.
US-Industrie im Februar mit Auftragsminus
Der amerikanische Industriesektor sieht dagegen derzeit keine Besserung vor sich. Auch im Februar gingen die Bestellungen um 0,7 Prozent zurück. Damit hat sich die Talfahrt im März sogar beschleunigt. Die US-Notenbank hat die Zinsen stark erhöht, was zu gestiegenen Kreditkosten geführt hat. Diese wiederum wirken sich negativ auf die Nachfrage nach Industriegütern aus.
Ölförderländer wollen Produktion drosseln
Saudi-Arabien und weitere große Ölexportländer haben angekündigt, die Öllieferungen deutlich zu reduzieren. Ab Mai sollen pro Tag 1,15 Millionen Fass weniger auf den Markt kommen. Offiziell wird der Schritt damit begründet, man wolle für Marktstabilität sorgen. Zuletzt war der Ölpreis auf den niedrigsten Stand seit 15 Monaten gefallen.