Michael Müller
Funktion Ruhestandsexperte
Geldanlagen
Immer mehr Rentner suchen nach der besten Geldanlage. Welche Geldanlage im Rentenalter im Einzelfall die beste ist, hängt von den finanziellen Zielen des Rentners ab. Vielfach geht es darum, die Rentenlücke zu schließen, zum Beispiel indem man sich aus Kapitalerträgen eine Zusatzrente auszahlt. Ein Beispiel zeigt, wie Sie vorgehen sollten und warum Aktien auch im Rentenalter geeignet sein können.
Michael Müller
Funktion Ruhestandsexperte
24. Februar 2025
Wer Rentner ist oder wenige Jahre vor dem Ruhestand steht, neigt dazu, auch größere Geldbeträge auf dem Konto zwischenzuparken – schließlich braucht man das Geld ja "bald", um sich daraus eine Zusatzrente auszuzahlen. Oder?
Herr Freundlich ist 60 Jahre alt und möchte mit 65 aufhören zu arbeiten. Das Geld aus seiner Kapitallebensversicherung möchte er dazu nutzen, um seine Rente aufzustocken. Die Laufzeit der Versicherung ist zu Ende, und die angesparten 200.000 Euro sind bereits auf seinem Konto.
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Dort soll das Geld auch bleiben, denkt er sich, denn in fünf Jahren braucht er es ja – und zwar in voller Höhe! Es riskant zwischenzuparken kommt daher nicht infrage, und das Kapital langfristig anzulegen ist auch nicht nötig. Viele in seinem Bekanntenkreis handhaben dies ähnlich, der eine mit seiner Erbschaft, der andere mit einer Abfindung.
Doch Herr Freundlich unterliegt einem Denkfehler: Die nächsten fünf Jahre braucht er das Geld gar nicht. Und danach braucht er nicht auf Schlag die gesamte Summe, sondern nur kleine Teile davon.
Besser ist es also, das Geld aufzuteilen und jeden Teil mit der passenden Strategie anzulegen. Wie geht man am besten vor?
Als erstes sollte man hinterfragen, ob das Ruhestandsbudget noch stimmt oder ob Anpassungen nötig sind. Idealerweise hat man mit Anfang 50 eine Übersicht erstellt mit sämtlichen Einkünften und Ausgaben, die im Rentenalter erwartet werden.
Mit Anfang 60 – rund 10 Jahre später – kann sich einiges geändert haben. Zum Beispiel kann sich die Vermögenssituation geändert haben, zum Beispiel wegen größerer Anschaffungen oder weil sich die Rendite anders entwickelt hat als erwartet. Oder wegen der Inflation, die die Kaufkraft des Vermögens schmälert. Bei den Ausgaben muss man gegebenenfalls großzügiger rechnen, denn ein geändertes Freizeitverhalten oder mögliche Pflegekosten können mehr Geld beanspruchen als gedacht.
Ist Ihr Geld optimal investiert?
Im zweiten Schritt kann man ausrechnen, wie viel Zusatzrente jeden Monat nötig ist, um den gewünschten Lebensstandard im Ruhestand zu finanzieren. In unserem Beispiel ist dies 1.000 Euro pro Monat. Pro Jahr braucht Herr Freundlich 12.000 Euro, in den ersten fünf Rentner-Jahren also in Summe 60.000 Euro.
Herr Freundlich teilt die 200.000 Euro aus seiner Lebensversicherung wie folgt auf: 60.000 Euro muss er sicher anlegen, damit er bei Rentenbeginn in fünf Jahren auf jeden Fall die benötigten 1.000 Euro pro Monat entnehmen kann. Die übrigen 140.000 Euro kann er renditeorientierter anlegen, weil sein Anlagehorizont länger ist. Und zwar ab sofort, denn in den nächsten fünf Jahren braucht er noch gar nichts von dem Geld. So geht's:
Wichtig sind zuverlässige Einkommensquellen, die regelmäßige Einkünfte garantieren. Dazu gehören zum Beispiel vermietete Immobilien und Aktien. Bei der Auswahl der Geldanlagen sollte man unter anderem darauf achten, wann die Erträge anfallen: Mieterträge aus Immobilien kommen meistens monatlich, Zinsen aus Anleihen nur einmal im Jahr.
Außerdem muss man ausreichende finanzielle Flexibilität sicherstellen. Immobilien kann man nicht von heute auf morgen verkaufen, die meisten Wertpapiere dagegen schon. Ein ausreichender Betrag muss zudem jederzeit kurzfristig verfügbar sein für den Fall, dass man eine größere Summe benötigt – zum Beispiel für ein neues Auto, eine größere Reise oder Schenkungen an die Kinder.
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Der optimale Anlagemix folgt aus der individuellen Anlagestrategie. Diese gibt vor, wie viel Geld in Aktien, wie viel in Anleihen und wie viel in kurzfristig verfügbare Mittel investiert werden soll. Hierbei sollten Ruheständler, die Einkünfte aus dem Vermögen erzielen, die Risiken niedrig halten. Meistens bedeutet das, dass die Aktienquote im Ruhestand niedriger ist.
Im Rentenalter schrecken viele vor Aktieninvestments zurück. Ruheständler und ältere Erwerbstätige befürchten, dass sie nicht über einen ausreichend langen Anlagehorizont verfügen, um nach Kurskorrekturen auf die Erholung zu warten. Dabei haben sie oft noch genügend Zeit, um nach einer Kurskorrektur auch die Erholung abzuwarten. Dabei haben – rein statistisch betrachtet – 65-jährige Männer in Deutschland noch rund 18 Lebensjahre vor sich und 65-jährige Frauen 21 Lebensjahren. Mit einer solchen durchschnittlichen Lebenserwartung ist der Anlagehorizont lang genug.
Ein Beispiel: Wer sein Vermögen nur drei bis fünf Jahre entbehren kann, sollte nur einen kleinen Teil in Aktien anlegen. Wer mehr Zeit hat, kann je nach Risikoprofil deutlich mehr oder sogar die ganze Summe in Aktien anlegen. Denn je länger die Anlagedauer, desto weniger fallen Kursschwankungen ins Gewicht.
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Aktien sollten in Konzepten zum Vermögensaufbau für den Ruhestand zum Einsatz kommen. Und im Ruhestand sollte ein Teil des Vermögens in Aktien investiert bleiben, damit das Vermögen einen ausreichenden Beitrag zum Einkommen leisten kann. Bei allen Erfolgsaussichten haben Aktien gewisse Kursrisiken und unterliegen Wertschwankungen. Daher muss jede Anlegerin und jeder Anleger die individuelle Anlagestrategie auf die persönliche Situation, Ziele und Bedürfnisse ausrichten.
Je nachdem, wie viel Risiko Sie tragen können und wollen, sind Aktien und Aktien-ETFs sinnvoll.
Um den Einkommensbedarf im Ruhestand sicherstellen zu können, ist es sinnvoll, die Etappenstrategie anzuwenden. Sie unterteilt die künftigen Einkommensphasen in Etappen von zehn Jahren. Das Vermögen wird dabei in einen Verbrauchsteil und in einen Wachstumsteil aufgeteilt:
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