Staatsschulden: Gefahr oder beherrschbares Risiko?
Trotz wachsender Schulden droht weder den USA noch Frankreich ein Staatsbankrott – entscheidend ist die Schuldenquote und das Wirtschaftswachstum.

Steigende Staatsschulden sind nicht zwingend ein Problem: In fast allen Ländern steigen die Staatsschulden, weil sie regelmäßig mehr Geld ausgeben als einnehmen.
In diesem Zusammenhang taucht immer wieder die Frage auf, wie hoch die Schuldenlast eines Landes sein kann, ohne dass es Gefahr läuft, zahlungsunfähig zu werden. Die Frage lässt sich gut am Beispiel der USA beantworten. Entscheidend ist nicht das alleinige Ausmaß des Defizits, sondern der Schuldenquote. Diese beschreibt das Verhältnis zwischen den Schulden und der nominalen Wirtschaftsleistung. Gemeint ist die Veränderung des Bruttoinlandprodukts (BIP) unter Berücksichtigung der Inflation.
Im besten Fall kann also die Schuldenquote auch dann sinken, wenn die Schulden steigen – immer vorausgesetzt, dass das Wirtschaftswachstum hoch genug ist. Allerdings ist die Schuldenquote in den USA in den vergangenen 20 Jahren von etwas über 60 Prozent auf aktuell 120 Prozent deutlich angestiegen. Ähnlich hoch liegt die Schuldenquote in Frankreich. In beiden Ländern sind die Defizite zu hoch, um die Quote wenigstens konstant zu halten. Die Regierung von US-Präsident Donald Trump will deshalb das nominale Wirtschaftswachstum beschleunigen – einerseits über Deregulierungen, anderseits, indem man eine etwas höhere Inflation toleriert. Dadurch soll die Wirtschaftsleistung im Gleichschritt mit den Schulden steigen (siehe Grafik unten).
Ob dies gelingt, wird sich zeigen müssen. Es müsste aber viel schiefgehen, bis es in diesen Ländern zu einer Schuldenrestrukturierung käme. Denn selbst wenn die Finanzmärkte die Tragfähigkeit der Schulden in Frage stellen würden – zum Beispiel durch abrupt höhere Renditen der Staatsanleihen – gäbe es mehrere Handlungsoptionen:
Fiskaldisziplin
Beide Länder sind wohlhabend und könnten aus wirtschaftlicher Sicht problemlos die Steuern erhöhen oder die Ausgaben kürzen. Besonders viel Spielraum haben die USA, welche die weltweit profitabelsten Unternehmen beheimaten und den Dollar als Weltwährung haben.
Sowohl die US-Notenbank Fed als auch die EZB haben noch viel Spielraum, um notfalls mit Anleihekäufen die Renditen von Staatsanleihen wieder zu senken und damit die Zinslast zu reduzieren.
Vergemeinschaftung der Schulden der Währungsunion
Frankreich ist in der Eurozone "too big to fail": Würde Frankreich das Vertrauen der Investoren verlieren, könnte die EU jederzeit Anleihen herausgeben, die durch alle Mitgliedstaaten zusammen garantiert werden und so die Zinskosten Frankreichs deckeln. Letztlich heißt das: Ein Staatsbankrott ist sowohl für die USA als auch für Frankreich unwahrscheinlich. Frankreich wird früher oder später aber die Neuverschuldung eindämmen müssen.
Weitere Wirtschaftsnews
EZB hält die Füße still
Die EZB setzt die Zinspause fort. Am Donnerstag beließ die Europäische Zentralbank die Leitzinsen unverändert. Der für Sparerinnen und Sparer maßgebliche Einlagezinssatz bleibt damit auf zwei Prozent.
Frankreich wird herabgestuft
Die Ratingagentur Fitch hat die Kreditwürdigkeit von Frankreich herabgestuft, und zwar von AA- auf A+. Damit wird es für das Land teurer, sich auf dem Kapitalmarkt Geld zu besorgen. Mit 3,3 Billionen Euro hat Frankreich bereits heute die höchsten Schulden innerhalb der EU. Der Euro zeigte sich indessen am Montag kaum verändert.
Schweizer Firmen reagieren auf Zollschock
Viele Schweizer Unternehmen begegnen den jüngst massiv erhöhten US-Zöllen mit Automatisierung, Effizienzsteigerungen und stärkerer Regionalisierung ihrer Lieferketten. Laut einer Ernst&Young-Umfrage wollen fast drei Viertel der Schweizer Unternehmen künftig vermehrt in den USA produzieren. Zugleich bleibt geopolitische Unsicherheit für über die Hälfte der CEOs das größte Risiko. Trotz des schwierigen Umfelds zeigen sich viele Firmen expansionsfreudig und planen Fusionen, Übernahmen oder strategische Allianzen.
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