Geldanlagen

Indexzertifikat oder ETF: Womit fahren Anleger besser?

Ob ein Anleger besser mit einem Indexzertifikat oder einem ETF fährt, hängt von Faktoren ab wie dem persönlichen Anlageziel, dem Risikoprofil und der Anlagestrategie. Indexzertifikate und ETFs unterscheiden sich beispielsweise hinsichtlich der Risikostreuung, der Kosten und dem Herausgeberrisiko. Darauf sollten Anleger achten.

Thomas Wolff
Anlageexperte
Aktualisiert am
28. Januar 2025

Passive Anlageinstrumente erfreuen sich seit einigen Jahren einer immer größeren Beliebtheit. Das ist nachvollziehbar. Da sie das Ziel haben, lediglich einen Vergleichsindex abzubilden, können sie auf ein teures Management verzichten. Somit sind sie günstiger als aktive Produkte. Viele Studien zeigen zudem, dass aktive Fondsmanager nach Kosten oftmals schlechter als ihr Benchmark abschneiden.

Worin unterscheiden sich Indexzertifikate und ETFs?

Beim passiven Investieren haben Anleger die Wahl zwischen börsennotierten Fonds (Exchange Traded Funds, kurz ETFs) und Zertifikaten (Partizipationszertifikate oder Indexzertifikate). Ein aus Anlegersicht zentraler Unterschied zwischen ETFs und Zertifikaten ist die Rechtsstruktur. Bei ETFs handelt es sich um Sondervermögen, wobei das investierte Vermögen vom Vermögen der Fondsanbieter getrennt ist. Im Insolvenzfall des Emittenten ist der Anleger also vor Forderungen von Gläubigern geschützt.

Bei Indexzertifikaten sind Anlegergelder bei Insolvenz nicht geschützt

Indexzertifikate hingegen sind Schuldverschreibungen. Wird der Emittent zahlungsunfähig, droht dem Anleger im schlimmsten Fall der vollständige Verlust seiner Investition, wie das beispielsweise beim Konkurs von Lehman Brothers 2008 der Fall war. Damals wurden viele Zertifikate der Bank wertlos.

ETFs sind vielfältiger bei einer großen Anzahl von Anbietern. Zertifikate wiederum sind weniger aufwändig zu emittieren als ETFs und Indexfonds. So können Nischenindizes und Trendthemen einfacher abgedeckt werden. Dadurch ist ihre Produktvielfalt größer.

Wer eine Anlagestrategie mit passiven Produkten umsetzen möchte, sollte zunächst festlegen, wie die Zielgewichtung der für eine Investition in Frage kommenden Anlageklassen ausfallen soll. Zudem ist es empfehlenswert, den Aktivitätsgrad der Strategie zu bestimmen, ob also aus taktischen Gründen von der Zielgewichtung abgewichen werden darf, und – falls ja – in welcher Regelmäßigkeit.

Den passenden Index auswählen

In einem nächsten Schritt sollte der Anleger einen Index auswählen, der zu den Anlageklassen und zum Aktivitätsgrad passt. Hierfür ist es unerlässlich, dass er sich mit den Eigenschaften und der Entwicklung des Indexes in unterschiedlichen Marktphasen vertraut macht.

Das Marktumfeld spielt bei der Auswahl der Produktart nur eine untergeordnete Rolle, da alle passiven Anlageinstrumente das gleiche Ziel verfolgen: einen Index nachzubilden. Allerdings steht je nach Index eventuell nur eine bestimmte Produktart zur Verfügung. So können zum Beispiel bestimmte Nischenthemen nur mit Zertifikaten abgebildet werden.

Sofern passive Anlagefonds den gesuchten Index abdecken und das Emittentenrisiko umgangen werden soll, sind diese den Zertifikaten vorzuziehen. Dabei stehen Anlegern mehrere ETFs verschiedener Anbieter zur Verfügung.

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Was bei der Haltedauer zu beachten ist

Ein weiterer Aspekt für die Auswahl eines Instruments ist die von der Anlagestrategie vorgegebene Haltedauer. Bei einer langen Haltedauer (z.B. Kaufen-und-Halten-Strategie) liegt der Fokus bei der Produktauswahl vor allem auf den Verwaltungskosten und der Renditedifferenz im Vergleich zum Index. 

Hingegen spielen die Schwankungen dieser Differenz und die Handelsgebühren für den Kauf und Verkauf bei einer kurzen Haltedauer mit vielen taktischen Transaktionen eine größere Rolle. In beiden Fällen können sich je nach individueller Produktqualität ETFs oder Indexzertifikate eignen.

Indexzertifikat oder ETF: Was ist für mich besser?

Für welchen Anleger sich welches Produkt in welcher Situation am besten eignet, lässt sich nicht pauschal beantworten. Je nach Anlagestrategie, Haltedauer, Risikoaversion und individuellem Bedürfnis des Anlegers kann der Einsatz eines ETFs oder Zertifikats empfehlenswert sein, oder eine Kombination aus beiden Produkten. Aufgrund des dynamischen Marktumfeldes kann zudem eine andere Produktart vorteilhafter werden. Deshalb ist eine laufende Überwachung der eingesetzten Anlageinstrumente wichtig.

ETFs und Zertifikate im Vergleich

Zertifikate sind Wertpapiere, deren Preis an der Entwicklung eines anderen Werts gekoppelt ist, dem so genannten Basiswert. Zertifikate werden auch als Derivate bezeichnet. Basiswerte können einzelne Aktien sein, aber auch Anleihen, Rohstoffe, Währungen oder Indizes. Besonders Beliebt bei Anlegern in Deutschland sind beispielsweise so genannte Express-Zertifikate, die gerade sicherheitsorientierten Anlegern häufig angeboten werden und oft mit hohen Zinszahlungen locken. Express-Zertifikate versprechen auch dann eine attraktive Rendite, wenn sich die Basiswerte kaum verändern. 

Doch Vorsicht: Von den hohen Ausschüttungen mancher Zertifikate sollte man sich generell nicht blenden lassen. Im Gegenzug beinhalten solche Produkte oftmals auch überdurchschnittliche Risiken. Zusätzlich werden sie im Unterschied zu ETFs oder aktiven Fonds nicht als Sondervermögen eingestuft (siehe Tabelle). Somit ist der Anleger vor einer Zahlungsunfähigkeit des Emittenten nicht geschützt. Die Bonität des Herausgebers ist daher eines der wichtigsten Kriterien bei der Wahl eines solchen Produktes.

Zahlreiche Zertifikate sind in ihrem Aufbau äußerst komplex. So erhalten Käufer von Express-Zertifikaten den investierten Betrag und die Ausschüttung nur ausgezahlt, wenn zum Laufzeitende eine bestimmte Kursgrenze (Barriere) nicht unterschritten wird. Andernfalls entsteht ein Kapitalverlust, da nur ein Teil des investierten Betrags zurückgezahlt wird, der sich nach dem Verlust des Basiswertes richtet. Von Kurssteigerungen des Basiswerts profitiert der Anleger dann nicht. Dem Anleger droht damit ein Teil- oder schlimmstenfalls gar ein Totalverlust des eingesetzten Kapitals. Oft wird diese Ausfallwahrscheinlichkeit unterschätzt. Auch bei Zertifikaten gilt: Anleger sollten sich vor einer Investition ein Anlageziel setzen, die Produkte genau prüfen und Experten hinzuziehen.

Fazit

Was ist ein sinnvolles Ziel, wenn man sein Geld anlegt? Für die meisten Anlegerinnen und Anleger lautet die Antwort: Eine marktgerechte Rendite, die ihrem Risikoprofil entspricht. Das bedeutet, langfristig immer etwa gleich viel zu gewinnen und zu verlieren wie der gesamte Markt. Das klingt unspektakulär – vor allem, wenn Produktanbieter gleichzeitig "überdurchschnittliche Renditemöglichkeiten" versprechen. Die versprochene Mehrrendite von Zertifikaten bleibt allerdings meistens Fantasie. Etliche Untersuchungen zeigen, dass kaum jemand den Markt systematisch schlägt. Anleger sind daher besser beraten, wenn sie, beispielsweise mit dem Einsatz von kostengünstigen ETFs, auf eine langfristig realistische Rendite abzielen und keine Experimente durchführen.

Weitere Informationen

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