Geldanlagen

Das sind drei häufige Fehler beim Anlegen

Soll man sein Geld auf dem Konto belassen, auf keinen Fall Anleihen kaufen und bei Aktien abwarten? Weshalb dies drei schlechte Ratschläge sind.

Albert Bitter
Anlageexperte
Publiziert am
24. September 2024

Sparerinnen und Sparer werden immer wieder von vermeintlich gut klingenden Argumenten davon abgehalten, langfristig nicht benötigte Gelder in Wertpapiere zu investieren. Doch fast immer entpuppen sie sich als Irrtum, wie diese drei Beispiele zeigen.

Merkblatt

Tipps für die Geldanlage: So vermeiden Sie die häufigsten Fehler

Das Merkblatt fasst zusammen, worauf man bei der Geldanlage achten sollte.

Irrtum 1: Cash is king

Viele denken, dass es am sichersten sei, ihren ganzen Bargeldbestand auf einem Konto zu horten. Denn die Banken zahlen wieder Zinsen für Spargelder – zum Teil bis zu drei Prozent pro Jahr. Das hatte es zuvor seit Jahren nicht mehr gegeben. Oftmals wird dabei aber vergessen, dass man mit einem Zinskonto sowohl kurz- als auch langfristig in der Regel Geld verliert.

Dazu eine einfache Rechnung: Angenommen, der Zins beträgt 2,5 Prozent und die Abgeltungssteuer mit Solidaritätsbeitrag 26,375 Prozent. Dann beläuft sich der Nettozins nur noch auf 1,84 Prozent. Wird davon noch die Inflation von 2,2 Prozent abgezogen, erhält der Sparer real keine Rendite mehr – sondern muss auf 0,36 Prozent seines Vermögens verzichten – und das Jahr für Jahr.

Auch langfristig macht die Inflation die Zinskonten zu einem Verlustgeschäft. Seit der Einführung des Euros im Jahr 2002 hat die Gemeinschaftswährung um rund 38 Prozent an Kaufkraft verloren. Noch höher ist die Einbuße beim Dollar. Hier liegt die Kaufkraft über 43 Prozent niedriger als noch vor 22 Jahren (siehe Grafik). Gleichzeitig hätte man mit einem Aktienportfolio gut sechs Prozent Rendite pro Jahr erzielen können. Die Behauptung "cash is king" ist also falsch.

Tipp: Ein Liquiditätspolster ist wichtig, um laufende sowie unerwartete Kosten begleichen zu können. Wie hoch dieses sein soll, ist individuell unterschiedlich. Am Beispiel der Schweizer Credit Suisse, die 2023 mit Mühe und Not gerettet werden konnte, wird deutlich, dass Banken keine risikolosen Tresore sind. Mit Tages- und Festgeld wird man zum Gläubiger der Bank. Achten Sie auf ein gutes Verhältnis von Zins und Solvenz der Bank. Also Vorsicht bei der Auswahl. Und: Viele Banken zahlen nur bis zu bestimmten Summen einen höheren Zins. Für Beträge, die darüber liegen, fällt die Verzinsung bei diesen Geldinstituten äußerst gering aus.

Für Bargeld, das über diesen Bedarf hinausgeht, stellt ein Zinskonto deshalb keine Alternative dar. Je nach Steuersituation kann dabei sogar ein Verlust entstehen und dies trotz höherer Verzinsung der Konten.

Irrtum 2: Anleihen bringen keine Rendite

Mit den zahlreichen Zinserhöhungen in den vergangenen beiden Jahren haben vielerorts auch Anleihen wieder an Attraktivität gewonnen. 

Merkblatt

Rendite-Vergleich: So holen Sie mehr aus Ihren Geldanlagen

Auch bei der Geldanlage gilt die altbekannte Kaufmannsregel: "Im Einkauf liegt der Gewinn".

So weist der Bloomberg Euro Aggregate Index für Euro-Anleihen mit guter bis sehr guter Bonität (Investment Grade) eine Rendite von 3,3 Prozent jährlich bis zur Fälligkeit aus. Und noch wichtiger: Anleihen können ihre Funktion als Sicherheitsanker im Depot wieder wahrnehmen. 

Ein wünschenswerter Effekt ist zu beobachten. Fallen Aktien, steigen Anleihen im Kurs und umgekehrt. Ein schönes Beispiel dafür, dass Diversifikation funktioniert. Das sind gute Nachrichten für Sparerinnen und Sparer, die nicht ausschließlich in Aktien investieren wollen, sondern in ein ausgewogenes Depot mit Aktien und Anleihen. Zudem sind derzeit die Risiken eines Kursrückgangs von Anleihen gering.

Tipp: Anleihen bieten eine bessere Rendite als Kontolösungen. Überschüssige Bargeldreserven sollten deshalb auch bei geringer Risikobereitschaft nicht auf einem Sparkonto gelassen werden, sondern bei entsprechend langem Anlagehorizont zumindest in ein gemischtes Aktien-/Anleihen-Depot investiert werden.

Irrtum 3: Ich warte noch mit Investieren ab

Wer sein Geld in Wertpapiere investieren will, kennt diese Ausgangslage: Soll man alles auf einmal investieren, oder besser gestaffelt? Denn theoretisch kann man bei einem gestaffelten Einstieg einen vorteilhaften Durchschnittskurs erzielen – dann nämlich, wenn nach der ersten Einzahlung die Aktienkurse sinken. Allerdings zeigen Erkenntnisse der Verhaltensökonomie (Behavorial Finance), dass die Wahrscheinlichkeit groß ist, dass Anleger bei einem negativen Kursverlauf die zweite und dritte Tranche aus Angst oder Frust nicht mehr einzahlen. Ganz anders hingegen wenn sich die Börsen positiv entwickeln: Dann setzen Anleger den Staffelplan wie vorgesehen um – mit dem Nachteil, dass der Durchschnittskurs höher liegt als wenn man das Geld auf einmal eingesetzt hätte.

Tipp: Aus langfristiger Sicht spielt der Einstiegszeitpunkt nur eine untergeordnete Rolle. Viel wichtiger ist, dass man in Aktien überhaupt investiert ist. Auch das Warten auf einen vermeintlich sinnvollen Einstiegszeitpunkt lohnt sich in der Regel nicht. Kommt es zu einer Börsenkorrektur, warten die meisten eine Stabilisierung ab. Doch bis eine solche erkennbar ist, verpasst man oft ausgerechnet die Tage mit den höchsten Kursgewinnen. Deshalb ist der richtige Zeitpunkt zum Investieren immer – jetzt. Und ganz nebenbei leistet Investieren auch einen Beitrag zur breiteren Diversifikation im Depot und Gesamtvermögen. Die beste Antwort auf unsichere Zeiten. 

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