Albert Bitter
Funktion Anlageexperte
Geldanlagen
ETFs nehmen für sich in Anspruch, die Rendite eines Börsenindexes so genau wie möglich nachzubilden. Dieses Ziel lässt sich auf verschiedene Weisen erreichen. ETF-Anleger sollten deswegen die wesentlichen Unterschiede bei der Indexnachbildung kennen.
Albert Bitter
Funktion Anlageexperte
26. November 2025
ETFs sind bei Anlegern beliebt. An der Deutschen Börse Xetra sind mittlerweile gut 2.700 ETFs gelistet. Anleger haben also die Qual der Wahl.
Ein wichtiges Kriterium für die Auswahl von ETFs ist die Replikationsart. Unter Replikation versteht man die Art und Weise, wie ein ETF einen Index abbildet. Grundsätzlich wird zwischen der physischen (direkten) und der synthetischen (indirekten) Replikation unterschieden.
Merkblatt
Bei der physischen Replikation wird direkt – in die im Index enthaltenen Titel – investiert. Hier gibt es zwei Ansätze. Die klassische und einfachste Methode ist die volle Replikation. Dabei enthält das Fondsportfolio alle Indextitel mit exakt den gleichen Gewichtungen wie der Index. Ein Beispiel: Ein voll replizierender Fonds auf den Deutschen Aktienindex DAX kauft die 40 im Index enthaltenen Titel mit exakt derselben Index-Gewichtung.
Es gibt allerdings auch Indizes, die über tausend Titel enthalten. Um die Kosten der Indexnachbildung zu begrenzen, werden bei Produkten auf solche Indizes oft Stichprobenverfahren angewendet. Dabei wird der jeweilige Index nur mit einem Teil der im Index enthaltenen Titel abgebildet. Bei der repräsentativen Stichprobe werden nur die Titel mit der höchsten Gewichtung berücksichtigt und proportional neu gewichtet. Fonds, die eine optimierte Stichprobe anwenden, bestimmen die neuen Gewichtungen anhand statistischer Optimierungsmethoden, um den Index möglichst genau abzubilden.
Bei der synthetischen Replikation wird nicht direkt – in die im Index enthaltenen Titel – investiert. Stattdessen erfolgt die Indexnachbildung mittels eines Tauschgeschäfts, eines sogenannten Swaps. Der ETF-Anbieter tauscht die Rendite von in seinem Portfolio liegenden Titeln gegen die Rendite des abzubildenden Indexes. Die Gegenpartei eines solchen Tauschgeschäfts ist oft eine Investment Bank. Dabei kommt es zu Risiken, weil die Gegenpartei in Konkurs gehen und so das Tauschgeschäft nicht weiter durchgeführt werden kann. Diese Gegenparteirisiken sind jedoch sehr gering, da sich die ETF-Anbieter mit hinterlegten Sicherheiten vor einem Konkurs der Gegenpartei schützen oder die Risiken auf mehrere Gegenparteien verteilen.
Die synthetische Replikation ist teilweise weniger transparent als die physische Indexabbildung. Sie eignet sich allerdings besser, um beispielsweise illiquide Märkte (also wenig gehandelte Wertpapiere) abzubilden. Gewisse Märkte etwa im Rohstoffbereich lassen sich nur synthetisch abbilden. Synthetische ETFs sind zudem in der Regel etwas kostengünstiger.
Während ursprünglich sämtliche ETFs physisch repliziert waren, wurden im Laufe der Zeit immer mehr ETFs synthetisch aufgesetzt. Aber: Vor einigen Jahren wurden synthetische ETFs vor allem wegen ihrer Gegenparteirisiken scharf kritisiert, weshalb seit 2015 vermehrt wieder die physische Replikation angewendet wird. Einige ETF-Anbieter sind wieder von der synthetischen auf die physische Replikation gewechselt. Deswegen sind physisch replizierende ETFs an der Deutschen Börse Xetra inzwischen klar in der Überzahl (siehe Grafik).
Allerdings können auch bei der physischen Replikation Risiken auftreten, wenn es zum Beispiel zu Wertpapierleihgeschäften kommt. In diesem Fall leiht der ETF-Anbieter die Indextitel für eine bestimmte Zeit und gegen Sicherheiten an eine andere Partei aus. Er geht dabei das Risiko ein, dass die Gegenpartei diese Wertpapiere nicht mehr zurückgeben kann. Dafür erhält der ETF-Anbieter im Gegenzug eine Leihgebühr, die teilweise dem ETF-Vermögen gutgeschrieben wird und zur Rendite des ETFs beiträgt. Damit profitiert auch der Anleger von solchen Wertpapierleihen.
Die Replikationsart kann sich darauf auswirken, wie gut der ETF den Index abbildet. Es lohnt sich deswegen, die Differenz zwischen der ETF-Rendite und der Indexrendite zu vergleichen. Unterscheidet sich die ETF-Rendite stark von der Indexrendite oder kommt es zu starken Schwankungen der Differenz, ist Vorsicht geboten.
Es gibt mehr und mehr ETFs, was den Markt fast unübersichtlich erscheinen lässt. Für Anleger wird es immer wichtiger, aber auch immer anspruchsvoller, sich vor dem Kauf seriös und detailliert zu informieren.
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ETFs werden als Geldanlage immer beliebter. Das Merkblatt fasst das Wichtigste über ETFs zusammen.