Geldanlagen

Weltweit Zinssenkungen in Sicht

Die Mehrheit der Zentralbanken stellt Lockerungen in ihrer Zinspolitik in Aussicht. Das sind gute Nachrichten für die Aktien- und die Anleihenmärkte. Denn von sinkenden Zinsen profitieren tendenziell die Kurse dieser Wertpapiere.

Michael Ausfelder
Marktstratege
Publiziert am
15. Mai 2024

Ende März läutete die Schweizerische Nationalbank (SNB) als erste wichtige westliche Notenbank überraschend die Zinswende ein. 

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Sie senkte damals den Leitzins von 1,75 auf 1,5 Prozent. Immer mehr zeigt sich nun, dass weitere wichtige Notenbanken der SNB folgen. Letzten Mittwoch hat die Schwedische Zentralbank erstmals seit acht Jahren ihren Zins reduziert. Die Riksbank setzte den Zins um 0,25 Basispunkte nach unten auf 3,75 Prozent. Die Zinswende kam, obwohl in Schweden die Inflation weiter über dem Zielwert von zwei Prozent liegt. 

Die Notenbank setzt auf den verzögerten Effekt von Geldpolitik: Eine Zinssenkung entfaltet erst einige Monate später ihre volle Wirkung. Vorerst aufgeschoben hat die Bank of England eine Zinssenkung. Die britische Zentralbank entschied letzte Woche, ihren Leitzins auf dem 16-Jahreshoch unverändert zu belassen. In ihrer Kommunikation deutet sie aber immer klarer an, den Zins schon bald senken zu wollen. Denn auch in Großbritannien ging die Inflation in den letzten Monaten stetig zurück. Die Märkte preisen eine erste Zinssenkung Ende Juni ein. Anfang Juni sollte es bereits bei EZB mit einer ersten Zinssenkung um 0,25 Prozent so weit sein. Die Inflation in der Eurozone kommt dem Ziel von 2,0 Prozent immer näher und die blutarme Konjunktur könnte einen geldpolitischen Impuls brauchen. 

Weltweit stehen die Zeichen auf Zinssenkungen. Ein interessantes Beispiel ist Brasilien. Das südamerikanische Land hat bereits die siebte Senkung hinter sich. Mitte 2023 lag der Leitzins noch bei 13,75 Prozent, heute liegt er noch bei 10,5 Prozent. Bemerkenswert ist, dass die brasilianische Zentralbank nicht auf Zinssenkungen der US-Notenbank wartete. Denn die anhaltend hohen Dollar-Zinsen zwingen viele Schwellenländer, ihre Zinsen ebenfalls hochzuhalten. Wenn sie dies nicht tun, kann es zu einer abrupten Abschwächung der Währung kommen, weil Investoren vermehrt in Dollar umschichten. Importe können sich dadurch stark verteuern. Schwellenländer warten deshalb mit Zinssenkungen oft auf die US-Notenbank Fed. Offenbar steht Brasilien nun aber wirtschaftlich gut genug da, damit sich seine Zentralbank von der Fed abkoppelt und mehrere Zinssenkungen wagt. 

Weitere Notenbanken haben ihre Zinsen ebenfalls schon gesenkt oder werden dies wohl bald tun. Bekanntlich bestätigen aber Ausnahmen die Regel. So haben die Notenbanken in Japan und Taiwan ihre Zinsen jüngst sogar erhöht (siehe Grafik oben). Beide Länder sind aber Spezialfälle. Japan kämpfte über ein Vierteljahrhundert lang mit einer stark expansiven Geld- und Wirtschaftspolitik gegen die Deflation, also das Gegenteil von Inflation. Die Zinserhöhung im März war denn auch erst der Ausstieg aus dieser Politik. In Taiwan begründete die Zentralbank ihre Zinserhöhung im März damit, dass man gegen die anhaltende Inflation vorgehen wolle und mit einem Anstieg der Strompreise rechne. Trotz dieser Ausreißer stehen die Zeichen weltweit aber klar auf Zinssenkungen. Die Mehrheit der Zentralbanken stellt Lockerungen in Aussicht. Das sind gute Nachrichten für die Aktien- und die Anleihenmärkte. Denn von sinkenden Zinsen profitieren tendenziell die Kurse dieser Wertpapiere.

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Wie die "NZZ am Sonntag" berichtet, arbeiten Erwerbstätige in der Schweiz durchschnittlich 1.524 Stunden im Jahr. In Deutschland sind es sogar nur 1.340 Stunden – noch hinter Frankreich. In den USA hingegen arbeitet man im Schnitt 1.811 Stunden im Jahr. Die Europäer gönnen sich also deutlich mehr Ferien und Freizeit als die Amerikaner. Was sind die Gründe? Der Zeitungsartikel weist unter anderem darauf hin, dass Teilzeitarbeit auf dieser Seite des Atlantiks weiter verbreitet ist als in den USA. 

Dafür sind aber mehr Menschen im Arbeitsleben eingebunden als in den USA. Dort ist viel Arbeit auf vergleichsweise wenige Erwerbstätige verteilt. Zudem zeige die sinkende Arbeitszeit auch, dass der Wohlstand zunimmt. Der Schweizer Thomas Straubhaar, Volkswirtschaftsprofessor an der Universität Hamburg, hat eine klare Devise: "Wir sollten nicht länger arbeiten, sondern besser und effizienter". Allerdings weiß der Artikel auch dazu wenig Erfreuliches zu berichten: Denn die Produktivität in Europa steigt weniger schnell als in den innovativen USA. Die Schweiz hat aber nach wie vor einen Vorsprung gegenüber den USA. In der Schweiz ist das Bruttoinlandprodukt pro geleistete Arbeitsstunde weiterhin leicht höher als in den USA (siehe Grafik unten). Erwerbstätige in europäischen Ländern wie Deutschland sind aber schon heute weniger produktiv als jene in den USA.

Das Leben in Deutschland wird teurer

Im April lagen die Verbraucherpreise um 2,2 Prozent höher als im Vorjahresmonat. Schon im März hatte die Teuerung 2,2 Prozent betragen, wie Daten des Statistischen Bundesamts zeigen. Der seit Jahresbeginn zu verzeichnende Rückgang der Teuerung geriet ins Stocken. Beobachter erwarten, dass die Inflation in den nächsten Monaten wieder etwas zunehmen wird. Denn viele Firmen wollen ihre Preise erhöhen, etwa in der Gastronomie oder in Drogerien. Zudem dürften die Energiekosten steigen, auch, weil seit April wieder der reguläre Mehrwertsteuersatz für Erdgas und Fernwärme gilt. Rund anderthalb Jahre war ein reduzierter Satz in Kraft. Die Politik wollte so die Haushalte entlasten, die mit stark steigenden Energiekosten zu kämpfen hatten.

US-Amerikanern vergeht die Lust am Shopping

Im Mai hat sich die Stimmung der US-Konsumenten deutlich verschlechtert. Das entsprechende Barometer der Universität Michigan sank um 9,8 Punkte auf 67,4 Zähler. Die Konsumenten sind pessimistischer geworden, was ihre aktuelle Situation als auch ihre Aussichten für die Zukunft angeht. Sie rechnen mit einer höheren Inflation, nämlich, dass sich Waren und Dienstleistungen in den nächsten zwölf Monaten um 3,5 Prozent verteuern werden. Die US-Notenbank hat seit März 2022 ihren Leitzins mehrmals angehoben und jüngst auf eine Zinssenkung verzichtet. Auch wenn sich die Teuerung seit dem Höhepunkt vor rund zwei Jahren deutlich abgeschwächt hat, ist der Weg zum Ziel der Notenbank, um die zwei Prozent Inflation, noch nicht geschafft.

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