Geldanlagen

Waffen und nachhaltige Fonds – passt das zusammen?

Einige Anbieter wollen Waffenhersteller in ihre nachhaltigen Fonds (ESG) aufnehmen. Sind Waffen plötzlich ESG-konform – oder liegt diese Entscheidung vielmehr an den zuletzt sehr starken Renditen von Rüstungsunternehmen?

Porträt von Herrn Daniel Schneider, Niederlassungsleiter in Lörrach.
Daniel Schneider
Finanzexperte
Publiziert am
17. September 2025

Kürzlich haben mehrere Fondsanbieter angekündigt, Waffenhersteller von der Ausschlussliste für ihre nachhaltigen Fonds (ESG) zu streichen. "ESG" steht für Environmental, Social und Governance (Deutsch: Umwelt, Soziales und Unternehmensführung) und bezeichnet ein Regelwerk zur Bewertung der nachhaltigen und ethischen Praxis von Unternehmen. Dabei bestand bislang weitgehend der Konsens, dass ESG-Fonds Waffenhersteller ausschließen. 

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Studie

7 Behauptungen zur nachhaltigen Geldanlage – ein Faktencheck

Für Anlegerinnen und Anleger ist es schwierig zu evaluieren, welche Behauptungen zum Thema der nachhaltigen Geldanlage richtig oder falsch sind.

Aufgrund der russischen Invasion in der Ukraine verbreitet sich unter Fondsanbietern und Anlegern aber zunehmend die Ansicht, dass Waffen zur Verteidigung von demokratischen Werten notwendig seien und somit in ESG-Fonds gehören. Dies führte bei Branchenverbänden und Regulierungsbehörden zu Diskussionen, ob die Herstellung von Waffen mit den Prinzipien der Nachhaltigkeit vereinbar ist.

Grundsätzlich wird zwischen Herstellern von konventionellen und kontroversen Waffen unterschieden. Zu konventionellen Waffen zählen beispielsweise Handfeuerwaffen, Panzer oder Drohnen. Kontroverse Waffen hingegen schließen geächtete Waffen wie Streubomben, biologische oder chemische Waffen sowie Nuklearwaffen ein.

Zahlreiche ESG-Fonds akzeptieren bereits Aktien von Unternehmen mit einem geringen Umsatzanteil in konventionellen Waffen. Hersteller kontroverser Waffen werden bislang konsequent ausgeschlossen. Große europäische Rüstungsunternehmen wie Rheinmetall, Airbus oder Thales produzieren ausschließlich konventioneller Waffen.

Branchenverbände und Regulierungsbehörden in Deutschland und Großbritannien haben vor Kurzem tatsächlich entschieden, dass konventionelle Waffen grundsätzlich nicht gegen Prinzipien der Nachhaltigkeit verstoßen. Ob ein Fonds solche Hersteller ausschließt, hängt somit vom eigenen Nachhaltigkeitsverständnis des Fonds ab. Bei den kontroversen Waffen hingegen gibt der EU-Regulator vor, dass diese nicht mit Prinzipien der Nachhaltigkeit vereinbar sind.

Aktien von Waffenherstellern im Hoch

Die Aktien von europäischen Waffenherstellern haben dieses Jahr dank der angekündigten Erhöhungen der Verteidigungsausgaben einen starken Start ins Jahr hingelegt. Fonds, die Aktien dieser Unternehmen ausschließen, mussten demzufolge im bisherigen Jahresverlauf eine Minderrendite hinnehmen.

Diese Entwicklung dürfte auch bei vielen Fondsanbietern bei ihrer Entscheidung über eine mögliche Anpassung von ESG-Investitionskriterien eine Rolle spielen. Ob Waffenhersteller langfristig besser abschneiden als die Benchmark, also zum Beispiel der Index, an denen sich die Fonds messen, bleibt jedoch ungewiss. In der Vergangenheit gab es immer wieder auch Jahre, in denen sie deutlich schlechter abschnitten.

Letztendlich bleiben Waffen ein kontroverses Thema. Ob sie in nachhaltige oder ESG-Anlagelösungen passen, müssen Anleger individuell entscheiden. Helfen kann ihnen dabei eine unabhängige Beratung ohne Interessenkonflikte: Denn dabei können sie über mögliche Vor- und Nachteile von ESG-Produkten aufgeklärt werden.

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