Starker Rückgang der Teuerung in den USA
Die Inflationsrate in der weltgrößten Volkswirtschaft liegt nur noch bei 5,0 Prozent. Im Vergleich zu den Höchstwerten vom vergangenen Jahr hat sie sich damit fast halbiert.

Tobias Wenz
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Für positive Nachrichten sorgen die USA. Im März ging die Inflation von 6,0 auf 5,0 Prozent zurück – und damit etwas stärker als erwartet. Der sogenannte Basiseffekt zeigt beim Öl langsam Wirkung.
Der Ölpreis war im Februar 2022 aufgrund des Überfalls Russlands auf die Ukraine in die Höhe geschnellt. Deshalb ist die Vergleichsbasis des Vorjahres relativ hoch. So liegt heute der Benzinpreis in den USA 17 Prozent unter dem Wert des Vorjahres. Dieser Effekt wird in den kommenden Monaten weiterhin inflationshemmend wirken.
Getragen wird die Teuerung jedoch weiterhin vom Dienstleistungssektor (siehe Grafik). Hier sind vor allem die Transportpreise und Mieten die Treiber. Wohnkosten machen in den USA rund 30 Prozent des Warenkorbs aus. Mieten werden auch als Messgröße für die Wohnkosten der Eigenheimbesitzer verwendet. Diese Methodik überschätzt deren effektiven Inflationsbeitrag, da viele Immobilieneigentümer sich mit langjährigen Festhypotheken abgesichert haben.
Konsumnahe Bereiche wie der Transport oder Freizeitangebote spüren noch immer die Spätfolgen der Pandemie. Zwar ist die Nachfrage wieder da, aber oftmals fehlt es an Personal und Kapazitäten. So können Flugzeughersteller wie Boeing oder Airbus nicht schnell genug neue Maschinen liefern, nachdem die Airlines während der Pandemie ältere Flugzeuge mit hohem Kerosinverbrauch außer Dienst genommen hatten. Ebenso kämpfen die Fluggesellschaften um Crew-Mitglieder und müssen dabei oft tief in die Tasche greifen. Das wiederum treibt die Flugpreise in die Höhe. In den USA sind die Preise für Flugtickets gegenüber dem Vorjahr um 18 Prozent angestiegen. Allgemein liegt das Preisniveau deutlich über jenem vor der Pandemie.
Beim Warenkonsum hingegen ist der Nachholbedarf weitgehend vorbei. Die Einzelhandelsumsätze sind im März um 1,0 Prozent gefallen. Der Rückgang wurde allerdings durch einen schwächeren Automobilhandel und durch deutlich niedrigere Benzinpreise überzeichnet. Bereinigt um Automobil- und Benzinverkäufe sanken die Einzelhandelsumsätze lediglich um 0,3 Prozent.
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Chinas Wachstum überrascht
Im ersten Quartal 2023 ist das chinesische Bruttoinlandprodukt im Vergleich zum Vorjahresquartal stärker als erwartet gestiegen. Ökonomen hatten ein Plus von 4,0 Prozent erwartet, letztlich betrug es 4,5 Prozent. Das war zugleich der kräftigste Quartalszuwachs seit einem Jahr, der vor allem auf steigende Konsumausgaben und Exporte zurückgeht. Das Ende der Corona-Restriktionen hat maßgeblich dazu beigetragen, dass die Kauflust in China wieder gestiegen ist. Davon profitierten hauptsächlich die Einzelhändler, deren Umsätze um 10,6 Prozent zulegten. Die OECD rechnet für das Gesamtjahr mit einem BIP-Wachstum in China von 5,3 Prozent. 2022 musste sich das Land mit einem BIP-Wachstum von 3,0 Prozent zufriedengeben.
Wieder vermehrt Optimismus in Deutschland
Die Einschätzung der aktuellen Lage in Deutschland hat sich unter Finanzexperten aufgehellt. Die entsprechende Komponente der ZEW-Umfrage verbesserte sich von minus 46,5 auf minus 32,5 Punkte. Die Einschätzung der Konjunktur auf die kommenden sechs Monate fällt hingegen etwas pessimistischer aus. Die Erwartungs-Komponente verringerte sich von 13,0 auf 4,1 Punkte. Sie signalisiert damit aber noch immer eine Verbesserung des Wirtschaftsumfelds.
Britische Inflation verharrt auf hohem Niveau
Im Gegensatz zu anderen europäischen Ländern kämpft Großbritannien weiterhin gegen eine hohe Inflationsrate. Im März ging die Teuerung nur leicht von 10,4 auf 10,1 Prozent zurück. Das ist innerhalb von Westeuropa der höchste Wert. Ökonomen hatten mit einem Rückgang auf 9,8 Prozent gerechnet. Größte Preistreiber sind weiterhin die Nahrungsmittelpreise. So stiegen die Kosten für Lebensmittel und alkoholfreie Getränke im März um 19 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Das ist der stärkste Anstieg seit fast 50 Jahren. Die Bank of England wird im Mai das nächste Mal entscheiden müssen, ob sie die Zinsen weiter anhebt.