Geldanlagen

Spannender Zinspoker

Der Markt nimmt den Notenbanken die Ankündigungen nicht ganz ab, dass die Leitzinsen weiter steigen werden.

Michael Ausfelder
Marktstratege
Publiziert am
21. Juni 2023

Die Leitzinsen in den USA und Europa dürften länger auf höherem Niveau bleiben als bislang erwartet. Für die USA und Europa erwarten die Märkte die ersten Senkungsschritte jetzt frühestens im kommenden Jahr. In der vergangenen Woche hat die US-Notenbank Fed den Leitzins zum ersten Mal seit über einem Jahr unverändert belassen. Die Technologie-Aktien reagierten darauf mit einer Kursrally. 

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Allerdings hob die Fed zugleich auch die Prognose für den Höhepunkt des Zinszyklus an, und zwar auf 5,5 bis 5,75 Prozent. Das würde zwei Zinsschritten von je 0,25 Prozent entsprechen. Interessant ist aber, dass die Dollar-Zinskurve praktisch unverändert ist. Auch die Terminsätze passten sich der Prognose nicht an. Das bedeutet, dass der Markt der Fed nicht glaubt, dass weitere Zinserhöhungen nötig sind. So ist denn auch maximal ein kleiner Zinsschritt in den Erwartungen eingepreist. 

Anders sieht die Lage bei der Europäischen Zentralbank aus. Diese hob den Leitzins vergangene Woche weiter an. Gleichzeitig hat die EZB den Märkten und den Gewerkschaften für die Lohnverhandlungen klare Signale gegeben, dass der Zinserhöhungszyklus noch nicht vorüber ist. Das bedeutet, dass der Einlagesatz in zwei weiteren Schritten im Juli und September auf 4 Prozent steigen könnte. 

Nicht nur die kurzfristigen Zinsen sind angestiegen, sondern auch die langfristigen. Damit sind Anleihen wieder deutlich attraktiver geworden. Dollar-Anleihen mit hoher Bonität werfen wieder fast 5 Prozent Rendite ab – so viel wie seit 15 Jahren nicht mehr. Aber auch globale, euro-päische und deutsche Anleihen sind aktuell so attraktiv wie seit Jahren nicht mehr. Damit hellen sich auch die Perspektiven für diversifizierte Portfolios mit Aktien und Anleihen auf. 
 

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US-Verbraucherlaune hellt sich deutlich auf

In den Vereinigten Staaten hat sich die Stimmung der Konsumenten im Juni überraschend stark aufgehellt. Das entsprechende Barometer stieg von 59,2 auf 63,9 Zähler. Ökonomen hatten einen deutlich geringeren Anstieg vorausgesagt. Damit bewerten die Verbraucher ihre Lage besser als im Monat zuvor und blicken auch weitaus optimistischer in die Zukunft. Nachdem sich die Teuerung zuletzt spürbar auf 4,0 Prozent abgeschwächt hat, ist die Inflationserwartung der Konsumenten ebenfalls deutlich zurückgegangen. Mit Blick auf die nächsten zwölf Monate rechnen sie mit einer Rate von 3,3 Prozent, im Mai waren sie noch von 4,2 Prozent ausgegangen.  

Britische Inflation bleibt hoch

Während in vielen Ländern die Inflationsraten deutlich zurückkommen, kämpft Großbritannien weiterhin mit einer hartnäckig hohen Teuerung. Im Mai betrug die Teuerungsrate 8,7 Prozent und blieb damit im Vergleich zu April unverändert. Ökonomen hatten erwartet, dass die Inflation auf 8,4 Prozent zurückgeht. Die Kerninflationsrate, welche die stark schwankenden Energie-, Lebensmittel- und Tabakpreise ausklammert, stieg im Mai auf 7,1 Prozent, nachdem sie im April auf 6,8 Prozent gesunken war. 

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