Geldanlagen

Im November statt im September zurück an die Börse?

''Sell in May and go away, but remember to come back in September'' lautet eine alte Börsenweisheit. Sie empfiehlt Anlegern, ihre Aktien im Mai zu verkaufen und im September wieder zu kaufen. Dabei wäre ein Wiedereinstieg im November besser. Doch lohnt sich so eine saisonale Anlagestrategie überhaupt?

Porträt von Herrn Julian Mayer, Berater in München.

Julian Mayer

Funktion Finanzexperte

Publiziert am

05. November 2025

Viele Anlageklassen scheinen die Tendenz zu haben, sich zu bestimmten Zeiten – beispielsweise an bestimmen Tagen, Monaten oder Jahren – in eine bestimmte Richtung zu entwickeln. Solche sogenannten Kalenderanomalien oder Saisonalitäten können verschiedene Ursachen haben. Diese sind jedoch häufig umstritten und lassen sich oft nicht eindeutig bestimmen. Eine Rolle könnten beispielsweise ökonomische Gründe, Feiertage, Steuerüberlegungen oder psychologische Muster spielen.

Eines der bekanntesten saisonalen Muster ist die Börsenweisheit ''Sell in May and go away, but remember to come back in September''. Dahinter steckte unter anderem die Erkenntnis, dass Aktien in den Monaten September bis April im Durchschnitt deutlich besser abschneiden als die Monate Mai bis August. Das hat sich aber geändert!

Das VZ VermögensZentrum hat den saisonalen Effekt untersucht. In der Analyse wurde diese Anlagestrategie auf globale Aktien so lange zurückgerechnet, wie es die Datenverfügbarkeit in Euro zulässt (siehe Grafik unten). Dabei ließ sich die Existenz des Effektes nur teilweise bestätigen. Allerdings zeigt die Auswertung, dass der September traditionell ein Verlustmonat an der Börse ist. So waren der Juni und der September die Monate mit der niedrigsten durchschnittlichen Rendite (sogar im Minus). Deshalb ist es sinnvoll, die Börsenweisheit umzuformulieren in: ''Sell in May and go away, but remember to come back in November''. 

Eine Anlagestrategie mit Bezug zu dieser Börsenweisheit wird so aufgesetzt, dass die Anleger ihre Geldanlagen im April verkaufen und das Geld in Liquidität oder Zinswerten parken. Im November steigen sie dann wieder ein.

Die Auswertung zeigt allerdings auch: Eine Kaufen-und-Halten-Strategie hätte langfristig trotzdem besser abgeschnitten als die leicht abgewandelte Börsenweisheit.

Auch in diesem Jahr wäre man bislang mit einem Verkauf im Mai schlechter gefahren als mit einer Kaufen-und-Halten-Strategie. Der Weltaktienindex MSCI World erzielte beispielsweise in den Monaten März und April seine schwächste Rendite. Dennoch kann eine solche Strategie über gewisse Zeiträume profitabel sein. Sie eignet sich allerdings nur für Anleger, die sie konsequent über einen sehr langen Zeitraum umsetzen. Es besteht nämlich die Gefahr, dass man im November nicht wieder einsteigt. Dann bleibt man womöglich dauerhaft vom Aktienmarkt fern – und verzichtet auf die Chance, sich ein Vermögen aufzubauen.

Schlussendlich sind die Ursachen für den Effekt, wie eingangs erwähnt, nicht genau geklärt. Solange sich die Existenz des Effektes nicht begründen lässt, sollten Anleger kritisch gegenüber einer Marktsaisonalität eingestellt sein und ihre Positionen nicht saisonal verkaufen.

Weitere Informationen

Versuchen Sie nicht, besser abzuschneiden als der Marktdurchschnitt. Setzen Sie besser auf eine langfristige, individuelle Anlagestrategie. Die Expertinnen und Experten des VZ VermögensZentrums helfen Ihnen gerne, eine für Sie passende Strategie zu finden und umzusetzen.

Haben Sie Fragen? Schreiben Sie an kontakt [at] vzde.com oder vereinbaren Sie einen Termin für ein unverbindliches und kostenfreies Erstgespräch in einem VZ in Ihrer Nähe.