Anlagestrategien mit Rebalancing-Mechanismen
Eine nach klaren Regeln angewendete Rückführung auf die Zielstrategie hat mehrere Vorteile gegenüber einer starren Kaufen-und-Halten-Strategie.

Jakob Duda
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Einer der wichtigsten Schritte im Anlageprozess ist die Definition der Anlagestrategie. Darunter ist die prozentuale Aufteilung der Anlagesumme auf verschiedene Anlageklassen wie Aktien und Anleihen zu verstehen.
Je nach Gewichtung der Anlageklassen ergibt sich für das Portfolio eine höhere oder niedrigere Rendite- und Risikoerwartung. Es ist deshalb wichtig, dass die gewählte Anlagestrategie mit der persönlichen Situation übereinstimmt.
Ein einfaches Beispiel: Angenommen, ein Anleger hat eine ausgewogene Anlagestrategie mit 50 Prozent Aktien und 50 Prozent Anleihen und investiert heute seine Anlagesumme von EUR 100.000 in diese zwei Anlageklassen (also je EUR 50.000).
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Nach einem Monat haben die Aktien eine Rendite von plus 10 Prozent erzielt, die Anleihen eine Rendite von minus 10 Prozent. Zu diesem Zeitpunkt sind demnach also neu EUR 55.000 in Aktien und nur noch EUR 45.000 in Anleihen investiert.
Risikoprofil ändert sich
Durch die Kursentwicklungen der einzelnen Anlageklassen haben sich die Depotgewichtungen und somit auch das ursprüngliche Risikoprofil des Depots verändert. Das Depot hat jetzt wegen des höheren Aktienanteils ein höheres Risikoprofil und somit auch ein höheres Verlustpotenzial als erwünscht.
Beim Rebalancing-Mechanismus werden für jede Anlageklasse obere und untere Bandbreiten definiert. Für die genannte Anlagestrategie könnten diese Bandbreiten zum Beispiel für beide Anlageklassen bei 55 Prozent respektive 45 Prozent liegen.
Sobald eine dieser Bandbreiten erreicht ist, wird das Portfolio automatisch einem Rebalancing unterzogen: Das ursprüngliche Risikoprofil wird wiederhergestellt. Im Beispiel werden deshalb für EUR 5.000 Anleihen gekauft und für EUR 5.000 Aktien verkauft, so dass wieder die ursprünglich definierte Anlagestrategie mit 50 Prozent Aktien und 50 Prozent Anleihen besteht.
Wie das obige Beispiel zeigt, führt ein Rebalancing-Mechanismus zu verschiedenen Vorteilen gegenüber einer Kaufen-und-Halten-Strategie (Buy-and-Hold):
1. Ausschalten von Emotionen und subjektiven Einflussnahmen
Die oberen und unteren Bandbreiten definieren, wann eine Anlageklasse gekauft oder verkauft wird. Somit können emotionale Anlageentscheidungen komplett ausgeschaltet werden.
2. Antizyklisches Verhalten
Anlageklassen mit einer positiven Kursentwicklung werden verkauft und Anlageklassen mit einer negativen Kursentwicklung gekauft. Damit werden Kursbewegungen im Sinne eines "Sell high, buy low"-Ansatzes konsequent ausgenutzt.
3. Risikoadjustierte Mehrrenditen
Mit einem regelbasierten Rebalancing können höhere Renditen bei gleichzeitig niedrigerem Risiko erzielt werden.