Geldanlagen

Warum sich die Zinsen so unterschiedlich entwickeln

Während in der Schweiz ein Comeback der Negativzinsen kommen könnte und auch in der Eurozone die Zinsen sinken, bleiben sie in den USA vorerst hoch. Das hat vor allem mit Trumps Zollpolitik zu tun.

Tobias Wenz
Finanzanalyst
Publiziert am
21. Mai 2025

US-Präsident Donald Trumps Zollpolitik bremst das globale Wirtschaftswachstum. Außerhalb der USA sind die Zinserwartungen der Marktteilnehmer deshalb zurückgegangen. Viele Akteure rechnen nun mit einer stärkeren Lockerung der Geldpolitik als noch vor wenigen Monaten.

Schweiz: Negativzinsen rücken näher

Das gilt besonders für die Schweizerische Nationalbank (SNB). Am Finanzmarkt werden seit Längerem negative Zinsen auf Termin gehandelt.

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Auch kurzlaufende Anleihen der Eidgenossenschaft weisen leicht negative Renditen auf. Der Markt erwartet, dass die SNB den Leitzins schon bald auf null senken wird. Für den Herbst wird sogar eine weitere Senkung auf -0,25 Prozent unterstellt (siehe Grafik unten). Der Grund: Der Franken ist gegenüber dem Dollar kräftig erstarkt – rund neun Prozent seit Jahresbeginn. Die Inflationsrate ist in der Schweiz im Gegenzug auf null gesunken – unter anderem wegen günstigerer Importe.

Die Rückkehr der Negativzinsen ist allerdings nicht ausgemacht. Ein zwischenzeitliches Abtauchen der Inflationsrate in den negativen Bereich kann die SNB durchaus tolerieren, solange die langfristigen Inflationsaussichten positiv bleiben. Die SNB wird den Leitzins nur in den negativen Bereich senken, wenn eine grundlegende Veränderung der Rahmenbedingungen vorliegt und der Franken weiter zu erstarken droht. Der Dollar hat zuletzt aber wieder etwas Boden gutgemacht. Wenn sich die jüngste Entspannung an den Devisenmärkten fortsetzt, könnte die SNB somit auf Negativzinsen verzichten.

Eurozone: Weitere Lockerung wahrscheinlich

Auch die Europäische Zentralbank hat auf den konjunkturellen Gegenwind reagiert und den Leitzins schrittweise weiter gesenkt. Der EZB-Leitzins wird aber nicht bis auf null sinken, weil die Inflation in der Währungsunion leicht über dem Zielwert der EZB verharrt. Daran wird sich vorerst nichts ändern, denn die bevorstehenden Mehrausgaben für Rüstung und Infrastruktur dürften die Konjunktur stützen und die Inflation tendenziell anheizen. Das Zinsniveau bleibt damit höher als in der Schweiz – ein Vorteil für die SNB, da der Euro als Anlagewährung attraktiv bleibt und zum Franken nicht übermäßig abwertet.

Gratwanderung für die US-Notenbank

In den USA wird die Inflation trotz der jüngsten Entspannung im Handelskonflikt kurzfristig nochmals anspringen. Denn die Zollmauern bleiben höher als vor Donald Trumps Amtsantritt. Der Inflationsschub dürfte allerdings bereits im kommenden Jahr wieder abklingen, weil sich das Wirtschaftswachstum abschwächt und Kostensteigerungen weniger gut an die Endkunden weitergegeben werden können. Die US-Notenbank hat jüngst signalisiert, dass sie bis nach dem Sommer warten will, um die Auswirkungen der Zölle besser abschätzen zu können. Mittel- und längerfristig dürfte der Leitzins aber auch in den USA deutlich sinken – nicht zuletzt, weil die US-Notenbank neben der Preisstabilität auch die Vollbeschäftigung sicherstellen soll. Ab dem Herbst könnte die US-Notenbank die Geldpolitik stärker lockern als zurzeit erwartet.

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