Geldanlagen

Zinsen am Tiefpunkt: Warum die Notenbanken jetzt abwarten

In der Eurozone könnten die Zinsen ihren Tiefpunkt bereits erreicht haben. In den USA ist die Lage aber eine andere. Anleger und Märkte stehen vor einer neuen geldpolitischen Phase.

Porträt von Herrn Tobias Wenz, Senior Financial Analyst bei VZ VermögensZentrum.
Tobias Wenz
Finanzanalyst
Publiziert am
01. Oktober 2025

Wie geht es weiter bei den Zinsen? In Europa könnten sie bereits Boden gefunden haben. Die EZB und die SNB haben ihre Leitzinsen seit Juni nicht mehr gesenkt. Einiges deutet darauf hin, dass es zu keinen weiteren Zinssenkungen kommt.

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Eurozone: In der Eurozone könnten die Zinsen ihren Tiefpunkt erreicht haben. Der Leitzins der Europäischen Zentralbank (EZB) verharrt seit Anfang Juni bei zwei Prozent – und die EZB signalisiert zunehmend, dass damit das untere Ende der Fahnenstange erreicht sein könnte (siehe Grafik unten). Die EZB verweist darauf, dass die Teuerung in der Währungsunion bei rund zwei Prozent verharren dürfte. 

Ein weiteres Nachlassen der Inflation ist dagegen nicht zu erwarten, weil viele Mitgliedstaaten Mehrausgaben ins Auge fassen. Die Euro-Zinsen werden damit voraussichtlich rund zwei Prozentpunkte über den Franken-Zinsen bleiben. Sie finden damit wesentlich früher Boden als während der Tiefzinsphase vor der Pandemie. Für die Schweizer Notenbank SNB verringert sich damit der Druck, ihren Leitzins nochmals zu senken, denn der Euro bleibt als Anlagewährung wesentlich attraktiver als der Franken. Der Franken sollte gegenüber dem Euro folglich nicht mehr allzu stark zulegen.

Schweiz: Auch bei den Franken-Zinsen scheint der Boden erreicht: Nach sechs Senkungen in Folge hat die SNB ihren Leitzins im September bei null Prozent belassen. Gleichzeitig signalisierte sie, dass dieser Richtwert für eine Weile Bestand haben dürfte. Die Gefahr, dass der SNB-Leitzins ins Negative gesenkt werden muss, hat deutlich nachgelassen. Gemäß SNB ist die Inflation gut verankert, eine Deflationsspirale droht nicht. Außerdem dürften die konjunkturellen Folgen der US-Zölle einigermaßen verkraftbar bleiben. Die Mehrheit der Investoren am Finanzmarkt geht deshalb davon aus, dass die SNB auf Negativzinsen verzichten wird. Die langfristigen Zinsen haben in der Schweiz seit Anfang Juli dagegen nochmals nachgegeben. Langfristige Finanzierungen sind etwas günstiger geworden. Die Rendite zehnjähriger Schweizer Anleihen notiert noch bei rund 0,2 Prozent, während der Saron (Swiss Average Rate Overnight, ist ein Referenzzinssatz für den Schweizer Franken) unverändert nahe Null liegt. Der geringe Zinsunterschied zwischen den kurzen und langen Laufzeiten spiegelt die verhaltenen Konjunkturaussichten der Schweiz und den schwachen Inflationsdruck.

USA: In den USA ist die Ausgangslage etwas weniger eindeutig. Der Leitzins der US-Notenbank (Fed) liegt noch knapp über vier Prozent – und damit wesentlich höher als in der Eurozone und der Schweiz. Die Fed muss zwischen zwei Zielen abwägen: Der Preisstabilität und der Vollbeschäftigung. Während sich am Arbeitsmarkt eine Eintrübung abzeichnet, hat die Teuerung aufgrund der Importzölle zuletzt wieder angezogen. Viele Investoren erwarten aber, dass dieses erneute Aufflammen der Inflation nur temporär sein wird, so dass die US-Notenbank den Leitzins bis in einem Jahr auf rund drei Prozent senken kann, um die Konjunktur zu stützen. Die Dollar-Zinsen bleiben damit aber wesentlich höher als beim letzten Lockerungszyklus.

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Silber im Aufwind

Das Edelmetall notiert bei 47 Dollar je Unze und legte im September fast 20 Prozent zu, getrieben von sicherer Hafen-Nachfrage wegen des US-Shutdowns. Zusätzlicher Rückenwind kommt von erwarteten Zinssenkungen der Fed und einem strukturellen Angebotsdefizit, das 2025 das fünfte Jahr in Folge anhält.

Chinas Industriegewinne wachsen wieder

Laut Daten des Nationalen Statistikamtes legten die Industriegewinne im August im Jahresvergleich um 20,4 Prozent zu und kehrten damit den Rückgang von 1,5 Prozent im Juli um. In den ersten acht Monaten des Jahres ergab sich damit ein Plus von 0,9 Prozent. Der scharfe Wettbewerb in der Automobil- und Solarbranche sowie in anderen wichtigen Industriesektoren belastet jedoch die Margen der Unternehmen.

US-Konsumlaune weniger gut als erwartet

Die Stimmung der US-Konsumenten hat sich im September stärker eingetrübt als angenommen. Das von der Universität Michigan erhobene Konsumklima fiel um 3,1 Punkte auf 55,1 Punkte, wie die Universität nach einer zweiten Schätzung mitteilte. Ökonomen hatten mit einer Bestätigung der Erstschätzung von 55,4 Prozent gerechnet.

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