Erben & Vererben

Suchen Sie das Gespräch mit Ihren Kindern

Florian Aicher zählt zu den führenden Anwälten für Erbrecht in Deutschland. In diesem Gespräch erklärt er, warum es unter Erben so häufig zum Streit kommt und wie sich Lösungen finden lassen.

Florian Aicher, Rechtsanwalt LL.M. (Boston University)

Herr Aicher, worüber streiten sich Erbinnen und Erben?

Es geht fast immer ums Geld. Familien, in denen es nichts zu holen gibt, haben deshalb kaum Erbstreitigkeiten zu befürchten.

Warum kommt es so oft zum Streit? Wenn alle gleich viel bekommen, gibt es doch keinen Grund dafür ...

So trivial ist es selten. Ein Haus zum Beispiel können Sie nicht einfach durch drei teilen. In der Regel erhält einer das Haus und muss die anderen auszahlen. Hier fangen die Probleme an: Wie viel ist das Haus wert? Wer das Haus übernimmt, wird zu einer ganz anderen Einschätzung kommen als seine Geschwister. Da ist Streit vorprogrammiert.

Wie lässt sich ein solcher Konflikt vermeiden?

Eine Möglichkeit ist es, dass die Erben einen Sachverständigen damit beauftragen, das Haus zu bewerten. Aber auch so kommt man nur schwer zu einem Ergebnis, das alle zufriedenstellt. Denn Sachverständige bewerten Immobilien nur aufgrund von Erkenntnissen aus der Vergangenheit. Zurzeit ist der Immobilienmarkt zum Beispiel stark unter Druck. Da kann es gut sein, dass der Sachverständige zwar einen realistischen Verkehrswert nennt, dass sich zu diesem Preis aber heute keine Käufer finden lassen. Am besten sorgen die Eltern deshalb schon im Vorfeld dafür, dass zwischen den Kindern kein Streit entsteht.

Wie kann das gelingen?

Ich empfehle, früh das Gespräch mit den Kindern zu suchen und sich nach ihren Wünschen zu erkundigen. So lassen sich Konflikte schon im Vorfeld ausräumen. In einem offenen Gespräch kommt oft Überraschendes ans Licht. Zum Beispiel, dass die Tochter, die das Haus erben sollte, gar nicht daran interessiert ist.

Und dann?

Dann können die Eltern darauf reagieren und versuchen, in ihrem Testament die eigenen Wünsche mit den Wünschen der Kinder in Einklang zu bringen. Grundsätzlich gilt: Geld und Wertpapiere sind einfacher zu verteilen als Immobilien oder Unternehmen. Hier kann ein Verkauf eine Lösung sein. Aus emotionalen Gründen ist es natürlich leichter, eine vermietete Immobilie zu verkaufen als ein selbst genutztes Eigenheim, an dem viele Erinnerungen hängen.

Wie kann eine Lösung aussehen, wenn es schon zum Streit gekommen ist?

Dann würde ich eine Moderation versuchen. Als Moderator kommt ein Freund der Familie infrage, dem alle vertrauen. Wenn das nicht hilft, empfiehlt sich ein professioneller Mediator. Das ist oft ein Anwalt oder Steuerberater mit einer Spezialausbildung. Mediatoren arbeiten mit speziellen Techniken, die sich bei der Lösung von Konflikten bewährt haben. Hilft auch das nicht weiter, dann bietet sich ein bindendes Schiedsverfahren an. Das ist schneller und oft auch kostengünstiger, als vor Gericht zu ziehen.

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Zur Person

Der Münchner Rechtsanwalt Florian Aicher ist Fachanwalt für Erbrecht, zertifizierter Testamentsvollstrecker und Mediator. Er ist auf die Planung und Strukturierung von Schenkungen und Überlassungen zu Lebzeiten sowie auf Testamentsgestaltung und -vollstreckung, Pflichtteilsrecht, Erbauseinandersetzung und Nachlassabwicklung spezialisiert. Auch mit internationalen Nachlässen ist er vertraut.

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