Geldanlagen

Handelsabkommen: Die Finanzmärkte atmen auf

Die Einigung im Zollstreit zwischen den USA und der EU schafft Planungssicherheit, aber keine Sieger.

Porträt von Herrn Tobias Wenz, Senior Financial Analyst bei VZ VermögensZentrum.
Tobias Wenz
Finanzanalyst
Publiziert am
30. Juli 2025

Am Sonntag haben Vertreter der EU und der USA eine Übereinkunft im Handelsstreit der beiden Regionen verkündet. Es ist von Zöllen in Höhe von 15 Prozent auf EU-Waren die Rede. Zusätzliche Zölle auf US-Güter sollen keine anfallen. Die genauen Details der Abmachung werden schrittweise in den nächsten Wochen ausgearbeitet.

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Mit der Übereinkunft möchte die USA ihr Handelsdefizit mit der EU schließen. Letztes Jahr betrug das Handelsdefizit mit der EU 197 Milliarden Euro. Die EU exportiert mit 532 Milliarden Euro deutlich mehr Waren in die USA als diese in die EU verkaufen. Um dem entgegenzuwirken, versprach die EU nun, in den nächsten dreieinhalb Jahren Energieträger in den USA im Umfang von 750 Milliarden Dollar zu erwerben.

Bisher kaufte sie Ölprodukte und Flüssiggas im Umfang von jährlich rund 65 Milliarden Euro von den USA. Neu sollen es jährlich etwa 215 Milliarden Euro sein – also rund 150 Milliarden mehr pro Jahr (siehe Grafik unten).

Seit der russischen Ukraine-Invasion kauft die EU ihre fossilen Energieträger bevorzugt aus den Ländern Norwegen, Kasachstan, Saudi-Arabien oder Libyen. Diesen Ländern dürfte das Handelsabkommen nicht gefallen.

Mit der Zusage der Energieeinkäufe umgeht die EU die Zollkeule – zu einem relativ günstigen Preis. Entsprechend positiv fiel die Reaktion auf die 15 Prozent Restzoll aus – wobei bereits erste Ausnahmen beispielsweise auf Flugzeuge kommuniziert wurden, und weitere folgen dürften. Mit Blick auf das Handelsdefizit im Jahr 2024 soll die Zollerhebung lediglich das verbleibende Handelsungleichgewicht von rund 50 Milliarden Euro schließen.

 

Doch was bedeutet das Handelsabkommen für Europa und die hiesigen Anleger? Ein Beispiel anhand der Automobilbranche soll dies aufzeigen. Auf europäische Autos soll ab dem 1. August ein Zoll von 15 Prozent erhoben werden. Bisher lag der geschätzte Zollsatz bei rund 2,5 Prozent.

VW denkt deshalb über eine Produktion von Audi-Fahrzeugen in den USA nach. Mercedes hat angekündigt, ein weiteres Mittelklasse-Modell in den USA bauen zu wollen. Von einer Verschiebung von bis zu 70.000 Arbeitsplätzen bei den Autobauern in die USA ist die Rede. In Anbetracht der 13 Millionen Arbeitsstellen in der europäischen Automobilbranche – direkt und indirekt – ist die Zahl aber eher eine Schlagzeile als eine Zeitenwende.

Der größte europäische Autobauer nach Marktkapitalisierung ist Ferrari. Der italienische Hersteller für Sportwagen produziert jährlich rund 14.000 Autos und dies ausschließlich in Italien. Sie werden vollumfänglich von den Zöllen betroffen sein. Als Autobauer im Premiumsegment dürfte es dem Unternehmen jedoch leichtfallen, Preiserhöhungen bei US-Kunden durchzusetzen. Ähnlich könnte es auch anderen Herstellern im Premiumsegment gehen, wie beispielsweise Mercedes und BMW. Die Aktienkurse der drei Unternehmen liegen auf Wochensicht auch im Plus.

In der Summe lässt sich sagen: Die Einigung zwischen der EU und den USA schafft Planungssicherheit – aber keine Sieger. Unternehmen können anfangen, ihre Lieferketten neu zu optimieren und Preiserhöhungen weiterzugeben.

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