Ruhestand

Aussteigen mit 60: Wieviel Geld braucht man?

Der Gedanke, bereits mit 60 aus dem Berufsleben auszusteigen, ist für viele äußerst verlockend. Berechnungen zeigen, wie viel Geld man braucht, um sich den Ausstieg mit 60 leisten zu können.

Hannes Schnehle
Ruhestandsexperte
Publiziert am
25. Juli 2025

Aussteigen mit 60: Was sich finanziell ändert

Viele möchten nicht warten, bis sie das reguläre Rentenalter von 67 Jahren erreicht haben oder die Frührente ab 63 in Anspruch nehmen können. Sie möchten ein paar Jahre vorher aufhören zu arbeiten. Der 60. Geburtstag ist ein solcher Meilenstein. Doch wer viele Jahre vor dem Rentenbeginn aussteigt, muss sein Leben bis dahin selbst finanzieren.

Das summiert sich: Es fehlen die Gehälter von sieben Jahren, die man zwischen 60 und 67 verdient hätte. Außerdem fallen bei der Kranken- und Pflegeversicherung die Arbeitgeberanteile weg, so dass man diese komplett selbst tragen muss. Der Beitragssatz zur gesetzlichen Krankenversicherung ist 14,6 Prozent (plus Zusatzbeitrag von durchschnittlich 2,5 Prozent, alle Werte 2025) und zur Pflegeversicherung 3,6 Prozent (bei Kinderlosen 4,2 Prozent). Ehepartner mit geringen Einkünften (max. 535 Euro oder Minijob) können betragsfrei mitversichert werden.

Dabei wird – unabhängig vom tatsächlichen Einkommen – mit einer Mindestbemessungsgrundlage von 1.248,33 Euro pro Monat gerechnet. Diese wird angewendet, wenn man geringere oder keine Einkünfte hat, weil man zum Beispiel vom Ersparten lebt. Gesetzlich Krankenversicherte zahlen damit mindestens 182,25 Euro pro Monat (zzgl. dem Zusatzbeitrag ihrer Krankenkasse). Für die Pflegeversicherung kommen 44,93 Euro (bei 3,6 Prozent) oder 52,43 Euro (bei 4,2 Prozent für Kinderlose) hinzu. Wichtig: Bei freiwillig gesetzlich Versicherten sind nicht nur Renten in voller Höhe beitragspflichtig, sondern auch Kapitalerträge und Mieteinnahmen.

Privat Krankenversicherte verlieren mit dem Ausstieg den Arbeitgeberzuschuss von bis zu 471,32 Euro pro Monat. Die Höhe ihrer Prämie hängt ab vom Alter bei Vertragsbeginn, von den gewählten Leistungen und der Selbstbeteiligung. Prämien für die private Krankenversicherung steigen im Alter stark an und müssen pro Person gezahlt werden.

Beim Ausstieg mit 60 gibt’s später viel weniger Rente

Gleichzeitig zahlt man ab 60 nicht mehr in die gesetzliche Rentenversicherung ein und die Rente ist später geringer. Wer zum Beispiel ein Gehalt in Höhe des eineinhalbfachen Durchschnittsentgelts verdient (2025: 50.493 Euro), dem fehlen ab der Erwerbsaufgabe 1,5 Rentenpunkte pro Jahr. Für sieben Jahre von 60 bis 67 sind dies 10,5 Rentenpunkte. Ein Rentenpunkt ist aktuell 40,79 Euro wert (Stand 2025). Das entspricht gemäß aktuellem Rentenwert 611,85 Euro Rente, die später fehlen.

Bei Ausstieg mit 60: Abschlagsfreie Frührente kaum möglich

Die Zahlen in der Tabelle basieren auf einem Rentenbeginn mit 67. Das ist die Regelaltersgrenze ab dem Geburtsjahrgang 1964.

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Die abschlagsfreie Frührente ist bei einem Ausstieg mit 60 kaum möglich, denn diese bekommen nur besonders langjährig Versicherte, die mindestens 45 Jahre in die gesetzliche Rentenversicherung eingezahlt haben. Für die Frührente mit Abschlägen hingegen muss man mindestens 35 Jahre versicherungspflichtig beschäftigt sein. Bei einem Ausstieg mit 60 schaffen dies Personen, die mit 25 oder früher angefangen haben zu arbeiten.

Bei betrieblichen Renten machen manche Arbeitgeber Angebote, diese bereits ab 60 Jahren in Anspruch zu nehmen. Altersteilzeit sowie Renten wegen Berufsunfähigkeit oder Erwerbsminderung sind ebenfalls mit 60 möglich. Riester- oder Rürup-Renten hingegen können in der Regel frühestens ab 62 bezogen werden.

Wieviel Geld man für den Ausstieg mit 60 braucht

Bei einem Ausstieg mit 60 müssen bis zum regulären Rentenbeginn sieben Jahre überbrückt werden. Die Tabelle zeigt, bei welchem monatlichen Bedarf man wie viel Vermögen benötigt.

Wer ab 60 kein Einkommen mehr hat, muss den Bedarf bis zum Rentenbeginn vollständig aus seinem Ersparten decken. Bei Ausgaben von 3.500 Euro pro Monat beispielsweise ergibt das einen jährlichen Bedarf von 42.000 Euro. Für die Dauer von sieben Jahren sind 294.000 Euro notwendig. Bei einem Bedarf von 4.500 Euro pro Monat steigt der Kapitalbedarf auf 378.000 Euro.

Erzielt man nach dem Ausstieg mit 60 noch Einkünfte (zum Beispiel Kapital- oder Mieterträge), ist der Bedarf entsprechend geringer. Bei einer Einkommenslücke von 2.000 Euro pro Monat (oder 24.000 Euro pro Jahr) braucht man für die Dauer von sieben Jahren 168.000 Euro. Beträgt die Einkommenslücke 3.000 Euro pro Monat, braucht man 252.000 Euro.

Die zweite Spalte von rechts in der Tabelle zeigt den Kapitalbedarf für sieben Jahre ohne Inflationsausgleich. Bei der Planung sollte jedoch die Inflation berücksichtigt werden. In der rechten Spalte wird mit einer durchschnittlichen Inflation von zwei Prozent gerechnet. Um sieben Jahre lang einen Bedarf von 3.500 Euro pro Monat zu decken, benötigt man statt der 294.000 Euro unter Berücksichtigung der Inflation 312.000 Euro.

Vermögen anlegen und Kapitalbedarf reduzieren

Legt man das Vermögen an, erwirtschaftet es Rendite. Das reduziert den Kapitalbedarf spürbar. Die Werte in der oberen Tabelle basieren darauf, dass das Vermögen keine Zinsen erzielt; doch niemand lässt größere Beträge längere Zeit unverzinst auf dem Konto liegen. 

Die untere Tabelle zeigt den Kapitalbedarf im Vergleich mit Anlagen mit einer Rendite von null bis zwei Prozent (nach Kosten und Steuern). Höhere Renditen sind mit einem Anlagehorizont von nur sieben Jahren bis zum vollständigen Verzehr nicht gewährleistet, denn Aktien unterliegen stärkeren Wertschwankungen. Bei kurz- bis mittelfristigen Anlagehorizonten kann höchstens mit einer geringen Aktienquote gearbeitet werden.

Bei einem Bedarf von 3.500 Euro pro Monat braucht man 312.000 Euro, damit das Geld sieben Jahre lang reicht. Legt man das Erstparte mit einer Rendite von einem Prozent an, reduziert sich der benötigte Betrag auf 302.000 Euro. Mit einer Rendite von zwei Prozent sind es noch 291.000 Euro, das sind 21.000 Euro weniger.

Bei einem monatlichen Bedarf von 4.500 Euro sind 401.000 Euro Kapital nötig. Legt man das Ersparte mit einer Rendite von einem Prozent an, sinkt der Kapitalbedarf auf 388.000 Euro. Bei einer Rendite von zwei Prozent sinkt auf 375.000 Euro, das sind 26.000 Euro weniger.

Die Berechnungen basieren darauf, dass das Ersparte in den sieben Jahren bis zum Rentenbeginn komplett verbraucht wird. Soll das Geld teilweise erhalten bleiben, ist ein höherer Betrag notwendig. Das ist zum Beispiel der Fall, wenn vorgesehen ist, Schenkungen an die Kinder zu machen oder im Ruhestand die Rentenlücke zu schließen.

Lese-Tipp: Soll Ihr Vermögen trotz Entnahmen vollständig erhalten bleiben? Dann entnehmen Sie nur die Zinsen und bekommen quasi eine „ewige Rente“. Wie viel Vermögen Sie in dem Fall brauchen, erfahren Sie im Artikel über die „Ewige Rente“.

Aussteigen mit 60 richtig planen

Spätestens mit 50 sollte man im Rahmen einer Ruhestandsplanung herausfinden, wie viel Vermögen zum Zeitpunkt der Erwerbsaufgabe vorhanden sein muss. So geht’s:

  1. Schätzen Sie Ihre Ausgaben ab und stellen Sie diese den Einnahmen gegenüber, die Sie zwischen 60 und 67 erwarten.
  2. Entscheiden Sie, ob Sie Ihr Kapital geplant verzehren oder ganz oder teilweise erhalten möchten.
  3. Berechnen Sie, wie viel Vermögen Sie brauchen, um Ihre Einkommenslücke zwischen 60 und 67 zu decken.
  4. Stellen Sie zusammen, wie viel Vermögen bereits vorhanden ist und wieviel Sie noch erwarten. Stellen Sie diese Summe Ihrem Kapitalbedarf gegenüber. Die Differenz müssen Sie bis 60 aufbauen.
  5. Beginnen Sie umgehend, fehlendes Vermögen effizient aufzubauen. Je mehr Zeit Sie dafür haben, desto geringer ist die Summe, die Sie jeden Monat auf die Seite legen müssen.

Wichtig: Bei der Herleitung des Kapitalbedarfs sollten Sie bedenken, dass Sie ggf. Teile des Vermögens oder mehr Geld für die Deckung der Rentenlücke im Ruhestand benötigen.

Professionelle Ruhestandsplanung machen

Ein früher Ausstieg sollte gut und richtig geplant werden. Oft werden Ausgaben zu niedrig eingeschätzt und wichtige Faktoren ausgeblendet, damit die Rechnung auf dem Papier aufgeht. Eine Ruhestandsplanung ist eine komplexe Aufgabe und Fehler lassen sich später kaum noch ausbessern. Stellen Frührentner nach einigen Jahren fest, dass das Geld doch nicht reicht, dann müssen sie Abstriche beim Lebensstandard machen oder versuchen, ihre Einkünfte aufzubessern, zum Beispiel mit einem Teilzeitjob.

Eine professionelle Ruhestandsplanung zeigt auf, ob der Ausstieg mit 60 realistisch und finanziell machbar ist. Unabhängige Ruhestandsplaner berechnen Ihre Einkommenslücke, zeigen verschiedene Szenarien für den Vermögensverzehr auf und geben Rat, wie das Vermögen am besten aufgebaut werden kann. Für die Zeit ab 60 zeigen sie, welche Entnahmestrategien infrage kommen und wie das Vermögen angelegt werden sollte.

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