Geldanlagen

Warum Europa besser dasteht als erwartet

Gesunkene Energiepreise haben die Konjunktur in der EU unerwartet stark belebt. Es gibt aber auch Belastungsfaktoren. Unter denen leidet vor allem Deutschland.

Michael Ausfelder

Marktstratege
Publiziert am
17. Mai 2023

Europa in besserer Verfassung als erwartet

Die europäische Wirtschaft präsentiert sich im Frühjahr 2023 in besserer Verfassung als man noch im vergangenen Herbst angenommen hatte. Die EU-Kommission hat deshalb die Wachstumsprognosen leicht angehoben. Sie geht nun für die Staaten der Währungsunion von einem Wirtschaftswachstum von 1,1 Prozent in diesem Jahr aus. 2024 sollte die Veränderung des BIP auf 1,6 Prozent steigen. Zuvor hatte die EU-Kommission mit einem Zuwachs von 0,9 Prozent (2023) und 1,5 Prozent (2024) gerechnet.

Das moderate Wachstum im laufenden Jahr schließt nicht aus, dass einzelne Quartale noch ein negatives Wachstum aufweisen könnten. Eine Rezession – also zwei aufeinanderfolgende Quartale mit negativem Wachstum – ist aber nicht das Hauptszenario.

In Deutschland wird es 2023 noch etwas schwieriger bleiben. Bestenfalls dürfte es zu einem leichten Wachstum knapp über der Nulllinie kommen. Erst 2024 sollte das Wachstum Deutschlands wieder zu den europäischen Nachbarn aufschließen. 

Für die stärker als erwartete Konjunktur in der EU haben vor allem die deutlich gesunkenen Energiepreise gesorgt. Daneben hat die europäische Wirtschaft auch die aus dem Ukraine-Krieg entstandenen Risiken über weite Strecken gut gemeistert. So hat sich etwa ausgezahlt, dass die Energiequellen diversifiziert und in die Infrastruktur zur Beseitigung von Engpässen bei der Gasversorgung investiert wurde. 

Trotz des Rückgangs des Ölpreises, der anfänglich der Haupttreiber der Inflationsentwicklung war, hat die EU-Kommission die Teuerungsprognosen für die Währungsunion leicht nach oben korrigiert. Die Inflation ist weiterhin hoch. Für die Eurozone wird nun eine Inflation von 5,8 Prozent für das Gesamtjahr 2023 prognostiziert, In der vergangenen Winterprognose waren es noch 5,6 Prozent gewesen. 2024 werden die Inflationsraten voraussichtlich stark zurückkommen. Erwartet wird eine durchschnittliche Preissteigerung von 2,8 Prozent. Gegen Ende 2024 dürfte die 2-Prozent-Marke wieder in Reichweite kommen, die von den Notenbanken als mittelfristiges Ziel angestrebt wird.

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US-Industrie überrascht mit kräftigem Wachstum

In den USA hat der Industriesektor im April seine Produktion stärker als erwartet ausgeweitet. Die Unternehmen stellten 1 Prozent mehr her als im Vormonat. Ökonomen hatten lediglich mit einem kleinen Plus von 0,1 Prozent gerechnet, nachdem im März die Erzeugung noch deutlich rückläufig war. Betrachtet man die gesamte Produktion – neben der Industrie auch die Versorger und Bergbau -, betrug das Plus 0,5 Prozent. Erwartet wurde eine Stagnation.  

Deutschland rechnet mit Verschlechterung

Börsenprofis zeigen sich mit Blick auf die kommenden Monate etwas pessimistischer für Deutschlands Wirtschaft. Im Mai sank das Barometer zur Einschätzung der Konjunktur, der vom Mannheimer Institut ZEW erhoben wird, um 14,8 auf minus 10,7 Punkte. Damit liegt es erstmals seit Dezember 2022 wieder im Minusbereich. Belastend wirken vor allem die Aussicht auf weiterhin steigende Zinsen und ein möglicher Zahlungsausfall der USA. 

Chinas Konjunktur erholt sich

Die chinesische Industrieproduktion wuchs im April um 5,6 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat – und damit stärker als noch im März. Damals betrug das Plus 3,9 Prozent. Auch der Umsatz im Einzelhandel legte zu, und zwar um 18,4 Prozent. Allerdings lagen alle Zahlen unter den Erwartungen. Dazu kommt, dass der Vergleich zum Vorjahr etwas verzerrt ist, da sich damals zahlreiche chinesische Großstädte im Lockdown befanden. 

Einigung zu US-Schuldenobergrenze vertagt

Im wochenlangen Streit zwischen den Demokraten und Republikanern um die Anhebung der Schuldenobergrenze gibt es noch immer keine Einigung. Dabei könnte es möglicherweise nur noch zwei Wochen dauern, bis die USA vor einem Zahlungsausfall steht. Aktuell liegt die Schuldenobergrenze bei 31,4 Billionen Dollar, die bereits Mitte Januar erreicht wurde. Seither können die USA keine weiteren Schulden aufnehmen, um laufende Rechnungen zu begleichen. Kürzlich hatte die US-Finanzministerin Janet Yellen gewarnt, dass die Regierung womöglich schon am 1. Juni nicht mehr in der Lage sei, ihre Verpflichtungen einzuhalten. 
 

 

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