Rückläufige Gewinne bei US-Unternehmen
Die Gewinne der US-Unternehmen sind zurückgegangen. Dabei dürfte es sich nur um ein temporäres Phänomen handeln.

Michael Ausfelder
Beitrag empfehlen
Anlässlich der Berichtssaison in den USA analysieren wir regelmäßig, wie viele Unternehmen die Erwartungen der Finanzanalysten erfüllt oder verfehlt haben. Es lohnt sich aber auch, einen Blick auf die Umsatz- und Gewinnentwicklung zu werfen. Daraus lässt sich die Margenentwicklung ablesen – ein wichtiger Indikator dafür, ob Unternehmen ihre Gewinne ausbauen konnten. Bei der Analyse der Zahlen des vierten Quartals 2022 der 500 größten US-Unternehmen, die im S&P-500-Index enthalten sind, fällt auf: Der Umsatz ist um 5,3 Prozent gewachsen, der Gewinn aber im gleichen Zeitraum um 4,6 Prozent gefallen. Entsprechend ist die Reingewinn-Marge gegenüber dem Vorjahresquartal – also dem vierten Quartal 2021 – von 12,4 auf 11,3 Prozent gesunken (siehe Grafik).
Lässt dies nun auf einen erheblichen Margendruck schließen? Die Antwort lautet: Nein. Erstens war die Vergleichsbasis aus dem Jahr 2021 äußerst hoch, und zweitens sind US-Unternehmen im internationalen Vergleich immer noch sehr profitabel. Wenn man zudem die Reingewinn-Margenentwicklung über eine längere Zeit betrachtet, so sieht man, dass die aktuelle Marge noch immer über den Werten vor der Pandemie liegt. Die Werte haben sich also nach den Corona-Jahren nur wieder etwas normalisiert. Damals hatten Lieferengpässe und Warenknappheiten vielerorts die Margen nach oben getrieben.
Informieren Sie sich regelmäßig zu Ruhestand, Geldanlagen, Immobilien, Finanz- und Nachlassplanung:
Nur bei zwei Branchen liegen die Margen heute niedriger als noch vor der Pandemie: Bei den Versorgern und in der Kommunikations-Branche. Zumindest beim letzteren Sektor liegt das auch daran, dass sich dieser im Umbruch befindet – wie zum Beispiel auch die beiden Unternehmen Meta (Facebook) und Alphabet (Google), die nicht als Technologietitel, sondern unter "Kommunikations-Dienstleistungen" eingeordnet sind.
Doch was bedeutet die ausgewiesene Ertragsschwäche nun für Anlegerinnen und Anleger? Die gute Nachricht ist, dass es klare Indizien gibt, dass diese Schwäche kein strukturelles Problem ist, sondern nur temporär. So hat etwa der starke Dollar die Erträge der US-Unternehmen im Ausland geschmälert. Dieser Effekt dürfte sich in den kommenden Quartalen wieder positiv in den Margen ausdrücken, da sich der Dollar wieder etwas abgeschwächt hat.
Weitere Wirtschaftsnews
Notenbanken heben Zinsen weiter an
Die Notenbanken haben jüngst die Zinsen auf breiter Front weiter nach oben geschraubt. In den USA hat die Fed den Leitzins um 0,25 Prozentpunkte auf aktuell 4,75 bis 5,0 Prozent angehoben. Angesichts dessen, dass der an den Futures-Märkten gehandelte Zins-Höhepunkt bei fünf Prozent liegt, könnte dies allenfalls der letzte Zinsschritt der Fed gewesen sein. Die Europäische Zentralbank (EZB), die Schweizerische Nationalbank (SNB) und die Bank of England haben ihren Leitzins im März um jeweils 0,50 Prozentpunkte erhöht. Bei diesen drei Notenbanken dürfte es kaum der letzte Zinsschritt in diesem Jahr gewesen sein. In allen drei Wirtschaftsräumen werden die kurzfristigen Zinsen weiter steigen.
US-Verbraucherstimmung überrascht
Die Konsumenten in Nordamerika blicken optimistischer in die Zukunft. Im März ist das Barometer für die Verbraucherlaune auf 104,2 Zähler gestiegen. Im Februar lag es noch bei 103,4. Ökonomen hatten gar mit einem Rückgang gerechnet. Die Konsumenten schätzen ihre Lage schlechter ein als im Februar, sind aber mit Blick voraus zuversichtlicher.
Dennoch rechnen die Befragten auf Sicht von zwölf Monaten mit einer Teuerungsrate von 6,3 Prozent – knapp über dem aktuellen Niveau von 6,0 Prozent.
Aufwärtstrend der Dienstleister setzt sich fort
Der Dienstleistungssektor ist derzeit das Zugpferd der Euro-Wirtschaft. Das lässt sich aus den vorläufigen Einkaufsmanagerindizes, die 85 Prozent der Rückmeldungen, enthalten, herauslesen. Auch der Industriesektor konnte zulegen. Beide Bereiche markieren bei der Unternehmensstimmung ein Zehn-Monate-Hoch.