Geldanlagen

Kennen Sie alle Anlageprodukte in Ihrem Portfolio?

Wer das Vermögen von seiner Bank verwalten lässt, kümmert sich oftmals wenig darum, welche Finanzprodukte in seinem Wertpapierdepot eingesetzt werden. Ein zu großes Vertrauen kann teuer werden.

Carina Freibott
Anlageexpertin
Aktualisiert am
16. Dezember 2024

Viele, die über die Jahre ein kleineres oder größeres Vermögen ansparen konnten, schätzen es, wenn dieses bequem von ihrer Bank angelegt wird. So muss man sich um nichts kümmern, gleichzeitig liegt das Geld in den Händen von Finanzprofis.

Vorsicht vor bankeigenen Produkten

Doch allzu sorglos sollten Anlegerinnen und Anleger nicht sein. Die meisten Anleger wissen gar nicht, welche Finanzprodukte ihr Anlageberater in ihrem Depot einsetzt und wie hoch die Gebühren für diese sind. 

Anleger unterschätzen häufig, welchen Einfluss die Wahl der Anlageprodukte auf die Rendite ihres Wertpapierdepots hat. Schlecht schneiden hier vor allem die bankeigenen Produkte ab, die den Kunden häufig vom Geldinstitut ihres Vertrauens empfohlen werden. Als bankeigene Produkte werden Wertpapiere (wie Fonds oder strukturierte Produkte) bezeichnet, die die Hausbank gemeinsam mit ihren Investment-Spezialisten auflegt oder unter dem eigenen Namen vertreibt. Solche Produkte sind aber oft nur mittelmäßig und überdurchschnittlich teuer, weil sie aktiv verwaltet werden. Zudem verdient die Bank an solchen Produkten viel Geld. Das führt zu Interessenkonflikten.

Banken setzen gerne teure hauseigene Produkte ein

Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des VZ VermögensZentrums, die das Verhalten von Anlegern in der Schweiz untersucht hat. Als Basis diente eine vertiefte Analyse von 6.400 Depots, in denen ein Vermögen von insgesamt umgerechnet rund drei Milliarden Euro verwaltet wird. Solche Untersuchungen führt das VZ seit 2010 durch. Es verfügt deshalb über eine aussagekräftige Datenreihe über die Zeit seit der Finanzkrise.

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Man kann davon ausgehen, dass die Ergebnisse ähnlich ausgefallen wären, wenn die Studie in Deutschland durchgeführt worden wäre; auch wenn man berücksichtigen muss, dass es in der Schweiz – anders als in Deutschland – ein teilweises Provisionsverbot für Finanzprodukte gibt. Dieses Verbot hat die Schweizer Banken dazu getrieben, noch stärker als zuvor auf bankeigene Produkte zu setzen.

Fast zwei Drittel bankeigene Produkte in den Depots

Diese Entwicklung wird durch die Ergebnisse der VZ-Studie bestätigt: Seit 2013 ist der Anteil an bankeigenen Finanzprodukte in den Kundendepots der Schweizer Banken kontinuierlich gewachsen. 2023 lag er bei gut 63 Prozent. Gemessen am Volumen der Gesamtdepotwerte machen bankeigene Produkte im Schnitt damit fast zwei Drittel aus (siehe Grafik).

Für Bankberater ist es aus mehreren Gründen von Vorteil, ihren Kunden Anlageprodukte der eigenen Bank zu empfehlen. Denn an den eigenen Produkten verdient die Bank deutlich mehr als mit Wertpapieren von anderen Anbietern. Zudem suggerieren sie ihren Kunden damit, dass sie sich in Wertpapierfragen besonders gut auskennen.

Das Problem ist aber: Sehr oft schneiden solche bankeigenen Produkte höchstens mittelmäßig ab. Einige von ihnen liegen im Vergleich mit den besten ihrer Kategorie deutlich zurück. Diese Renditedifferenz macht sich für den Kunden vor allem auf lange Sicht deutlich negativ bemerkbar.

Aber auch auf jährlicher Basis ist die Renditedifferenz bereits augenfällig. Wie die VZ-Studie zeigt, gibt es einen direkten Zusammenhang zwischen einem hohen Anteil bankeigener Produkte und einer erheblichen Minderrendite im Vergleich zum Marktdurchschnitt.

Wichtig: Vor allem bei komplexeren Finanzprodukten wie Hedgefonds, strukturierten Produkten oder Zertifikaten ist Vorsicht geboten. Viele Anleger verstehen deren Funktionsweise nicht genau und können oft die Risiken, die sie beinhalten, nicht richtig einschätzen. Zudem sind diese Produkte meist teuer. Das kommt in vielen Fällen der Bank zugute, nicht aber dem Kunden.

Vier Prozent und mehr Minderrendite pro Jahr

Besteht das Depot bis zu 25 Prozent aus bankeigenen Fonds, büßt der Anleger im Schnitt pro Jahr knapp vier Prozent Rendite gegenüber dem Marktdurchschnitt ein. Steigt der Anteil auf bis zu 50 Prozent, beträgt die Minderrendite bereits 4,5 Prozent.

Die Marktrendite entspricht in der VZ-Studie nicht jener eines bestimmten Index. Bei der Analyse hat das VZ mehrere Vergleichsportfolios mit unterschiedlichen Aktienquoten erstellt. Die Marktrendite ergibt sich, wenn die jeweilige Anlagestrategie mit kostengünstigen ETFs umgesetzt worden wäre, wobei Wertpapiere Wertschwankungen, Verlustrisiken und ggf. Fremdwährungsrisiken unterliegen.

Bei bankeigenen Produkten handelt es sich meist um kostenintensive aktive Fonds oder Zertifikate. Hierfür fallen häufig Kosten von weit über 1,5 Prozent pro Jahr an. Hinzu kommen teilweise hohe einmalige Ausgabeaufschläge sowie Erfolgsbeteiligungen. So erstaunt es nicht, dass ein durchschnittliches Portfolio in Deutschland mehrheitlich aus Finanzprodukten besteht, die verhältnismäßig teuer sind. Dazu gehören vor allem aktive Fonds, aber auch Positionen wie Hedgefonds, strukturierte Produkte oder Zertifikate.

Wichtig für Anleger ist deshalb zu wissen, dass teure Anlageprodukte, die die in Aussicht gestellte Mehrrendite nicht liefern können, in einem Depot nichts zu suchen haben. Anleger sollten deshalb genau prüfen, was sie in ihren Portfolios halten.

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Lieber auf ETFs setzen

Und: Je geringer der Depotwert ist, desto höher fällt der Anteil teurer Produkte aus. Dabei zeigen zahlreiche Untersuchungen, dass kostengünstige ETFs langfristig fast immer eine bessere Rendite erzielen als teure aktiv verwaltete Anlagefonds. ETFs sind börsengehandelte Indexfonds bei denen keine Ausgabeaufschläge anfallen und die jährlichen Gebühren sehr niedrig sind. 

Das Problem: Banken bieten sie meist nicht aktiv an, weil sie kaum daran verdienen. Bei unabhängigen Vermögensverwaltern ist das anders. Sie erhalten keine Provisionen von den Produktanbietern und können ihren Kunden daher die Produkte ins Depot legen, die am meisten Nutzen bringen. Häufig sind das ETFs.

Die VZ-Auswertungen zeigen außerdem, dass Banken ihre Kundengelder vermehrt in Themenfonds investieren. Diese Fonds haben aber oftmals nur eine kurze Lebensdauer, hohe Gebühren, schlechte Renditen, aber umso höhere Risiken. Es kann sich deshalb lohnen, in regelmäßigen Abständen eine unabhängige Zweitmeinung zum eigenen Depot einzuholen.

Augen auf, wenn die Hausbank verkauft wird

Vorsicht ist auch geboten, wenn man plötzlich Kunde einer anderen Bank wird, beispielsweise weil die Hausbank mit einem anderen Institut fusioniert. In einem solchen Fall sollte man nicht einfach davon ausgehen, dass die Portfolio-Zusammensetzung beibehalten wird. Womöglich verfolgt die neue Bank eine andere Anlagephilosophie und stellt deshalb die Vermögensverwaltungsmandate anders zusammen. Das kann zum Beispiel nachteilige Auswirkungen auf die Gebühren oder die Risiken haben.

Tipp: Kostenfreien Depot-Check machen

  • Holen Sie eine Zweitmeinung von unabhängigen Expertinnen und Experten ein, die keine Produkte verkaufen müssen.
  • Lassen Sie prüfen, welche unnötigen Risiken und Kosten in ihrem Depot stecken.
  • Optimieren Sie mit diesen Erkenntnissen Ihre Geldanlagen.

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Haben Sie Fragen? Schreiben Sie an kontakt [at] vzde.com (kontakt[at]vzde[dot]com) oder vereinbaren Sie ein kostenfreies Erstgespräch im VZ in Ihrer Nähe.

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