Der Ölpreis erholt sich kräftig
Es ist wieder Bewegung in den Öl-Markt gekommen. Seit Ende Juni hat der Preis für ein Fass Öl der Sorte Brent rund 15 Prozent zugelegt.

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Damit notiert Öl am oberen Ende der Preisspanne, in der sich der Rohstoff seit vergangenem Winter befindet (siehe Grafik).
Die Angebotsverknappung von Saudi-Arabien und Russland haben zum jüngsten Anstieg beigetragen. Es ist aber aus heutiger Sicht wenig wahrscheinlich, dass der Ölpreis nach oben ausbricht. Dagegen spricht zum Beispiel, dass die Konjunktur weltweit schwächelt. Das wird die Nachfrage nach Öl hemmen. Der jüngste Anstieg des Ölpreises wird sich aber bei der Inflation bemerkbar machen. Die Teuerungsabschwächung war in den vergangenen Monaten vom sinkenden Ölpreis getrieben worden. Seit die Notierungen im Sommer 2022 ihren Höchststand erreicht hatten, kannten die Ölpreise bis vor Kurzem nur noch eine Richtung: nach unten.
Im Zuge dieser Preisentwicklung sind vielerorts auch die Inflationsraten zurückgekommen: in der Eurozone von 10,6 auf 5,5 Prozent, in den USA von 9,1 auf 3,2 Prozent und in der Schweiz von 3,5 auf 1,6 Prozent. Vor allem die US-Wirtschaft ist zu großen Teilen von Öl abhängig. Deshalb korreliert in den USA die Inflation stark mit dem Ölpreis. Zwar haben Energieträger im Verbraucherpreisindex nur ein Gewicht von 7 Prozent, sie fließen aber auch in die Produktion von Rohstoffen, Waren und Dienstleistungen ein.
Entsprechend wird spekuliert, dass ein höherer Ölpreis zwischenzeitlich auch die Inflation in den USA wiederbeleben könnte. So ist im Juli die Jahresteuerung zum ersten Mal seit Monaten wieder angestiegen – von 3,0 auf 3,2 Prozent. Wahrscheinlicher ist aber dennoch das Szenario, dass die Inflation mittelfristig rückläufig bleibt. Denn selbst wenn Energieträger die Inflation wieder etwas anheizen sollten, gibt es eine Gegenentwicklung in anderen Bereichen, zum Beispiel bei Nahrungsmitteln. Der Rückgang der Teuerung wird sich künftig aber in deutlich kleineren Schritten abspielen als bisher.
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US-Einzelhandel im Hoch
Der Einzelhandel in den USA konnte im Juli ein kräftiges Plus einfahren. Die Umsätze nahmen gegenüber dem Vormonat um 0,7 Prozent zu – fast doppelt so stark wie von Experten erwartet. Diese Entwicklung ist ein weiteres Zeichen, dass die US-Wirtschaft zu Beginn des dritten Quartals wieder an Fahrt gewonnen hat. Offen bleibt, wie die US-Notenbank bei ihrer nächsten Zinssitzung darauf reagieren wird.
Britische Inflation weiter im Rückwärtsgang
Auch im Vereinigten Königreich geht die Teuerung mit etwas Verzögerung deutlich zurück. Im Juli ist die Rate von 7,9 auf 6,8 Prozent gesunken – und damit auf das niedrigste Niveau seit eineinhalb Jahren. Nur Island und Österreich leiden unter einem noch höheren Teuerungsdruck. Trotz der jüngsten Abschwächung liegt das Vereinigte Königreich noch immer weit entfernt vom langfristigen Inflationsziel der Bank of England von 2 Prozent. Deshalb wird am Geldmarkt mit einer weiteren Zinserhöhung im September gerechnet. Es wäre der 15. Zinsschritt in Folge.
China leidet unter Deflation
Chinas Wirtschaft leidet unter einer schwachen Nachfrage. Nun ist die Preisentwicklung in den negativen Bereich abgerutscht. Grund für den Rückgang des Preisniveaus ist eine allgemein schwache Nachfrage. Bei den Verbraucherpreisen ist es der verhaltene Privatkonsum, bei den Produzentenpreisen spielen neben dem Ölpreis auch rückläufige Exporte in die EU und USA sowie die Krise am chinesischen Immobilienmarkt hinein. Das dadurch schwächelnde Wirtschaftswachstum in China wird wiederum das Aufwärtspotenzial des Ölpreises limitieren.